| September 2003: |
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Eine Renaissance in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur schaffen - das Sommerseminar des Schiller-Instituts im Schwarzwald wurde diesem Aufruf gerecht, zu dem auch die südwestlichen Landesverbände der BüSo eigeladen hatten und auf dem Bernd Schulz einen Vortrag über die komplexen Zahlen hielt.
Unter dem Titel "Die Welt braucht eine kulturelle Renaissance" lud das Schiller-Institut am 6.-7. September Unterstützer, Interessierte und Mitglieder zu einem Seminar im Schwarzwald ein.
Ein ganzes Wochenende Zeit zu haben, über verschiedenste Ideen und Themen intensiv zu diskutieren, war für die meisten Teilnehmer ein geistiges "Verjüngungsprogramm" - wozu auch der Veranstaltungsrahmen der Jugendherberge einen Beitrag leistete. Obwohl das Programm dicht gedrängt war, blieb genügend Zeit zur Diskussion.
Dann beschrieb sie die Pervertierung der Französische Revolution durch den britischen Premierminister Pitt und Lord Shelburne, die zunächst die Karte des Jakobinerterrors spielten, um dann das bonapartistische Empire zu gründen. Auch die Rolle der geistigen Vorfahren Napoleons, wie Joseph de Maistre, war für viele Hörer eine völlig neue Sichtweise der Geschichte.
Welchen Einfluß diese bonapartistische Politik auf die nachfolgende Entwicklung bis hin zu Hitler und Mussolini hatte, erklärte Frau Hellenbroich anhand der geistigen Wegbereiter der faschistischen Ideologie, wie Nietzsche und Mandeville. Interessant war in diesem Zusammenhang auch die Erläuterung der Wende im Zweiten Weltkrieg - der Entschluß Churchills und Roosevelts, gemeinsam den Krieg gegen die Synarchisten zu führen, die ganz Europa unter ihr faschistisches System zwingen wollten.
Das Fortwirken des Synarchismus bis in unsere Zeit demonstrierte sie dann anhand des Briefwechsels der engen Freunde Carl Schmitt und Armin Mohler von 1948 bis 1985, worin diese ihre Vorliebe für Hobbes und die spanischen Francisten ohne Umschweife zum Ausdruck bringen. So haben sie sich auch ihr "politisches Potential" aus dem linken wie rechten Spektrum ausgesucht.
Heinrich Heine ist als einer von wenigen mit viel Ironie gegen diese Ideologie in seiner Romantischen Schule und Religion und Philosophie in Deutschland vorgegangen. Das, was es gegen die Synarchisten zu verteidigen gilt, ist das Gemeinwohl im Sinne von Leibniz, hob Elisabeth Hellenbroich hervor, und zitierte aus einer Schrift von Leibniz über Gerechtigkeit und Glückseligkeit.
Die Diskussion nach diesen informationsreichen Vortrag war entsprechend lebendig. Der Diskurs ging von geschichtlichen Fragen - wie es denn zusammenpasse, daß einerseits Hjalmar Schacht und der englische Zentralbankchef Hand in Hand arbeiteten, andererseits aber Churchill eine andere Politik mit Roosevelt vorhatte - bis hin zu Arnold Schwarzeneggers Kandidatur in Kalifornien.
Sie verglich die Chikagoer Universität mit der Frankfurter Schule und zeigte, daß in beiden die gleiche Ideologie gelehrt wird. Dazu beschrieb sie den Werdegang Friedmans und die zwölfjährige Arbeit des liberalen Ökonomen von Hayek in Chikago, der auch von Hitlers Wirtschaftsmaßnahmen beeindruckt war, und zeigte, wie die linke wie rechte Denkschule auf den gleichen Personen der Geschichte aufbaut. Dieser Ideologie stellte sie LaRouches Konzept des Neuen Bretton Woods und der Infrastrukturprojekte sowie die Wirtschaftstheorie Friedrich Lists gegenüber.
Auch nach diesem Vortrag waren Fragen über Fragen zu beantworten: Was unter dem "Neuen Bretton Woods" zu verstehen sei, wie die Schulden bezahlt werden sollen - sämtliche Firmen hätten doch Außenstände und gingen zugrunde, wie solle denn das auf nationaler Ebene funktionieren? Was ist dann mit der Weltbank? Wenn nicht pünktlich zur Essenszeit die Glocke der Jugendherberge geläutet hätte, hätte man wohl vor lauter Diskutieren das Essen vergessen.
Nach der Poesie durfte natürlich die Wissenschaft nicht fehlen. So befaßte sich Bernd Schulz mit der Entwicklung des Zahlensystems, die erst mit der komplexen Zahlenebene von Gauß "algebraisch abgeschlossen" wurde. Er entwickelte die Zusammensetzung des Komplexen aus dem Reellen und dem Imaginären, was sich auch auf die Ebene der Erkenntnistheorie übertragen läßt.
Empiristen wie David Hume betrachteten die Sinneseindrücke als "reelle Substanz" der Erkenntnis und unsichtbare Prinzipien (wie z.B. die Gravitation) als "imaginäre Schatten". LaRouche aber sagt in seinem Aufsatz Den komplexen Bereich sichtbar machen, so Bernd Schulz, daß es sich mit Substanz und Schatten aber genau umgekehrt verhält, da das sinnlich nicht Wahrnehmbare (z.B. die elliptische Marsbahn) oft das Reale und Substantielle ist. Dagegen sei die beobachtbare epizyklische Schleifenbahn des Mars nur ein imaginärer Schatten auf Platons Höhlenwand.
Mit einem guten Schoppen Württemberger Wein und für Unermüdliche noch einem Film über Martin Luther King ging dann der Samstag zu Ende.
Beethoven demonstriert in seiner Musik die Zeitumkehr: die Musik ist ein selbstreflexiver Verdichtungsprozeß, der den Gedankenaufbau genau aufzeigt. Der Vortrag war für viele eine musikalische Herausforderung für unsere vom Zeitgeist geprägten Ohren, aber auch eine schöne Erkenntnis, wenn man feststellte, daß man über die Sinnen, wie dem Hören, auch den Geist beflügeln kann.
Am Ende des Seminars wurden die Zuhörer von Andrea Andromidas noch in die unendlichen Dimensionen von Zeit und Geist geführt. Sie zeigte auf, daß die Entwicklung der Biosphäre die Argumente der Grünen völlig ad absurdum führt, besonders, wenn man nicht nur die letzten 5000 Jahre, sondern die ganze Evolution betrachtet. Es war ein ganz anderes Verständnis von Natur als das, welches sich die "Grünen" so sehr zu eigen gemacht haben. Die Natur verändert sich ständig, und nichts kehrt darin wieder, nichts bleibt in der Biosphäre im gleichen Zustand.
Am Bild einer Spirale erklärte sie die Entwicklung von der unbelebten zur belebten Materie, die eine zeitliche Dimension von weit mehr als 4,8 Milliarden Jahren ausmacht. Im Laufe der Evolution gab es des Öfteren ein Massensterben ganzer Arten von Lebewesen und die Bosphäre antwortete jedes Mal mit einem qualitativ neuen Wachstumsschub.
Von der Photosynthese, mit der die Enzyme sozusagen begannen, nach den Sternen zu greifen - nämlich zur Sonne - , bis hin zur Auswirkung der Arbeit der Biosphäre auf das Klima und die Erzeugung biogenen Gesteins hat die Biosphäre Milliarden von Jahren auf die Entstehung des Menschen hingearbeitet. Durch ihn entstand eine neue Sphäre: die Noosphäre, die Sphäre des Geistes. Mit der Veränderung der Natur, beispielsweise durch neue Metalle und Legierungen bis hin zu neuer Technologie aller Art, tut der Mensch nichts anderes, als seine Aufgabe im Universum zu erfüllen.
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