November 2004:
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Hartes Urteil gegen Cheminade wegen 'Verleumdung'

Ein äußerst hartes Urteil gegen den früheren Präsidentschaftskandidaten Jacques Cheminade und seinen Mitarbeiter Eric Sauzé läßt Beobachter des Prozesses vermuten, daß das Urteil schon vor der Verhandlung geschrieben wurde oder auf Druck des Klägers - Justizminister Dominique Perben - zustandekam.

Jacques Cheminade

Jacques Cheminade, der Präsident unserer Schwesterpartei in Frankreich, Solidarité et Progrès, spricht beim letzten Europa-Parteitag der BüSo.

"Französisches Gericht verhängt harte Strafe gegen Jacques Cheminade wegen 'öffentlicher Verleumdung eines Regierungsmitglieds, das seine Aufgaben erfüllt'," lautete am 11. Oktober die Überschrift einer Meldung der Nachrichtenagentur EIRNS. Cheminade, ein langjähriger Freund und Mitstreiter Lyndon LaRouches, kandidierte 1995 und 2002 in Frankreich für das Präsidentenamt, zuletzt als Kandidat der Partei Solidarité et Progrès. Er war von Justizminister Dominique Perben wegen eines Flugblatts verklagt worden, das die Partei verbreitet hatte.

Das Urteil wurde schon zwei Wochen nach der Verhandlung veröffentlicht, eine außerordentlich kurze Zeit für französische Gerichte, und war nicht nur äußerst hart, sondern auch absichtlich in beleidigendem Tonfall abgefaßt, ohne auf die Argumente der Verteidigung in irgendeiner Weise einzugehen. Cheminade wurde zu einer Geldstrafe von 15 000 Euro verurteilt, wovon die Hälfte sofort zu zahlen ist, während die andere Hälfte zur Bewährung ausgesetzt wurde und nur im Fall einer Wiederholung fällig wird - offenbar, um Cheminade mundtot zu machen. Sein Mitangeklagter Eric Sauzé, Leiter des Büros der Solidarité et Progrès in Lyon, wurde als "Komplize" zu 10 000 Euro Strafe verurteilt, die ebenfalls zur Hälfte auf Bewährung ausgesetzt wurde.

Die hohe Strafe stand in so scharfem Kontrast zur Atmosphäre der Gerichtsverhandlung, daß einige Journalisten, die das Verfahren verfolgt hatten, vermuten, daß entweder der Minister selbst Druck auf das Gericht ausgeübt hat - Dominique Perben hat erst jüngst Frankreichs Justizapparat reorganisiert und unter seinen politischen Einfluß gebracht - oder das Urteil schon vor der Verhandlung abgefaßt wurde.

Am empörendsten sind die folgenden Passagen des Urteils:

Cheminade und Sauzé haben Berufung gegen das Urteil eingelegt. Aber über diese Berufung wird ebenfalls in Lyon entschieden, wo Perben, der hier bei den 2007 oder 2008 stattfindenden Kommunalwahlen zum Bürgermeister gewählt werden will, alles versuchen wird, Herr der Lage zu bleiben.

Perben wird derzeit von dem linken Sozialisten Arnaud Montebourg wegen des Skandals im Fall Aubert scharf angegriffen. Perbens Mitarbeiter Aubert ist Schatzmeister seiner Partei in Chalons-sur-Saone. Das Magazin Lyon Mag veröffentlichte auf der Titelseite ein Interview mit Montebourg, indem er Vorwürfe gegen Perben erhebt, gegen die Perben bisher noch nicht vorgegangen ist.

Dies ist den politischen Beobachtern nicht entgangen, die auf das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschaftswahlen warten. Cheminade und Sauzé hatten in ihrem Flugblatt ihre Überraschung über Perbens Vorgehen geäußert, weil Ashcroft während des Irakkriegs zu den schlimmsten Gegnern des französischen Präsidenten Jacques Chirac und seines damaligen Außenministers Dominique de Villepin gehörte. Auch darauf ist das Gericht in seinem Urteil nicht eingegangen.


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