August 2004:
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Der merkwürdige Fall der Baronin Symons

Baronin Liz Symons
Wie würden Sie sich fühlen, wenn sie morgens aufwachten und aus dem Radio erführen, daß Sie der Mörder von Olof Palme sind? - Der folgende Artikel wirft ein Licht auf die Verleundungsmaschinerie, die sich hinter der Frontlinie der Medien verbirgt. Im Bild die Baronin Liz Symons, auf deren Konto die neuerlichen Verleumdungen gegen den Oppositionspolitiker Lyndon LaRouche gehen. Jeffrey Steinberg berichtet.

Im folgenden Anhang berichten wir über eine klassische "schwarze Operation" der heutigen Netzwerke des Kongresses für kulturelle Freiheit (CCF) und seines Ablegers, der American Family Foundation (AFF). Dahinter stehen Kreise der Londoner Fabian Society, der eigentlichen Erfinder des imperialen Dogmas der "USA als einzig verbliebener Weltmacht", das US-Vizepräsident Dick Cheney und die Washingtoner Neokonservativen vertreten. Hinter den politisch motivierten Operationen gegen Lyndon LaRouche stand von Anfang an der CCF-Apparat - angefangen mit dem CCF-Gründer Sidney Hook selbst, der LaRouche nach dessen Debatte mit dem Altmeister der amerikanischen keynesianischen Ökonomen, Prof. Abba Lerner, in New York im Dezember 1971 zur politischen persona non grata erklärte. LaRouche zwang Lerner in der Debatte, die brutalen Austeritätsprogramme von Hitlers Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht öffentlich zu verteidigen, und das brachte Hook dermaßen auf, daß er gegenüber LaRouche die Drohung aussprach: "Sie sind jetzt eine potentielle Gefahr, und wir werden niemals zulassen, daß Sie eine reale Gefahr werden."

Der Wallstreet-Bankier John Train, der zusammen mit Steven Spender und Edward Goldsmith die CCF-Zeitschrift Paris Review gründete, sammelte um sich die privaten Interessen, die in den Jahren 1984-89 zusammen mit dem amerikanischen Justizministerium die politisch-juristische Hexenjagd auf LaRouche und dessen Mitarbeiter veranstalteten. Die aus den Projekten "Kybernetik-Gruppe", MK-Ultra und CCF hervorgegangene AFF stand damals im Mittelpunkt dieser Bemühungen, LaRouche und seine politische Bewegung zum Schweigen zu bringen, und tut dies, wie wir nun dokumentieren werden, heute wieder.

Lyndon LaRouches Wahlkampforganisation LaRouche in 2004 hat eine Fülle an Beweisen dafür gesammelt, daß der innere Kreis der Fabianer in der "Neuen Labour-Partei" um Premierminister Tony Blair und in der Maschinerie der Downing Street für Propaganda und schmutzige Tricks zusammen mit Verbündeten in Amerika versucht, den Nominierungsparteitag der Demokratischen Partei Ende Juli in Boston rechtswidrig zu beeinflussen.

Es soll damit verhindert werden, daß die Demokratische Partei im Wahlkampf eine echte Alternative zur Regierung Bush/Cheney wird, indem man verhindert, daß der Präsidentschaftsbewerber LaRouche an der Parteitagsdebatte teilnehmen und als Kandidat oder jedenfalls als maßgebliche politische Stimme dafür sorgen kann, daß die Partei nach dem erfolgreichen Vorbild der Politik Franklin Delano Roosevelts erneuert wird.

Die große Angst dieser transatlantischen Kreise vor LaRouche begann schon, als dieser 1971 den damals führenden keynesianischen Ökonomen Abba Lerner in einer öffentlichen Debatte in New York bloßstellte. LaRouche zwang Lerner, öffentlich zuzugeben, daß Lerners wirtschaftspolitische Vorschläge für die 70er Jahre mit der Politik des Naziökonomen Hjalmar Schacht identisch waren. Seit Dezember 1971 lautet die anglo-amerikanische Linie: Niemand diskutiert mehr öffentlich mit LaRouche. Weil LaRouche die Wiederbelebung der Schachtschen Austeritätspolitik seit August 1971 scharf bekämpft, wollen anglo-amerikanische Finanzinteressen ihn mit allen Mitteln aus der Politik ausschließen.

LaRouche und etliche andere führende demokratische Politiker sind überzeugt, daß die Partei Bush und Cheney nur schlagen kann, wenn sie zu Roosevelts Grundsätzen zurückkehrt und die Bevölkerungsschichten mobilisiert, die Roosevelt die "vergessenen Amerikaner" nannte - die ärmeren 80% der Amerikaner. LaRouches Kampf gegen die Schachtsche Wirtschaftspolitik einflußreicher transatlantischer Geldinteressen bildet den Kern der politischen Kämpfe innerhalb der Demokratischen Partei.

Zu den wichtigsten Persönlichkeiten bei der neuen Schmutzkampagne gegen LaRouche gehören zwei Mitglieder der britischen Fabianergesellschaft aus dem persönlichen Umfeld Tony Blairs: Baronin Elizabeth Conway Symons of Vernhan Dean und ihr Ehemann Phil Bassett. Man könnte Baronin Symons treffend als das "Londoner Gegenstück zu Lynne Cheney" bezeichnen, der Ehefrau des amerikanischen Vizpräsidenten Dick Cheney, die in den transatlantischen neokonservativen Kreisen eine führende Rolle spielt.

In der Tat spricht sehr viel dafür, daß Baronin Symons und die Familie Cheney persönlich in Verbindung stehen.

Die Verbindung zwischen Cheney und Symons

Als Staatssekretärin im Verteidigungsministerium (1999-2001) in der Regierung Blair genehmigte Baronin Symons einen Vertrag über fast 500 Millionen Dollar mit Dick Cheneys Konzern Halliburton über den Transport britischer Panzer und anderen schweren Geräts in Kriegsgebiete. Als der Vertrag unterzeichnet wurde, war Cheney zwar schon Vizepräsident, aber er hält immer noch enge Verbindung zu seiner ehemaligen Firma, was in den letzten Monaten Gegenstand politischer Auseinandersetzungen wurde - besonders seit sich herausstellte, daß Cheney gelogen hatte, als er im Kongreß abstritt, an der Beschaffung der lukrativen Regierungsaufträge für Halliburton in irgendeiner Weise beteiligt gewesen zu sein. Aus kürzlich durchgesickerten internen E-Mails des Pentagon geht hervor, daß ein mehrere Milliarden Dollar umfassender Vertrag mit Halliburton aus der Zeit vor dem Irakkrieg für den späteren Wiederaufbau der irakischen Ölindustrie "mit dem Büro des Vizepräsidenten koordiniert war".

Ein Jahr vor dem britischen Vertrag mit Halliburton hatte Dick Cheney als Vorstandschef des Konzerns auf einer Konferenz im englischen Oxfordshire die Hauptrede über die Auslagerung militärischer Logistik und anderer Bereiche gehalten. An der Konferenz nahmen mehrere Mitarbeiter von Symons aus dem Verteidigungsministerium teil. Im Oktober 2001 arbeitete Baronin Symons an den Verhandlungen und der Genehmigung eines 200-Milliarden-Dollar-Vertrages für das neue britisch-amerikanische Kampfflugzeug Joint Strike Fighter, der an das Unternehmen Lockheed Martin ging, in dessen Vorstand damals Lynne Cheney saß. Im April 2001 reiste Lynne Cheney als informelle "Kulturbotschafterin" der Regierung Bush zu verschiedenen Gelegenheiten nach England, um sich mit britischen Intellektuellen zu treffen und die "Partnerschaft der englischsprachigen Länder" zu fördern.

Lynne Cheney hat an der Universität von Wisconsin mit einer Arbeit über Matthew Arnold, den führenden britischen neokantianischen Schriftsteller des 19. Jh., promoviert. Arnolds Werk war eine wichtige Anregung für die spätere Gründung der Fabian Society, den wichtigsten Arm des britischen Imperialismus im 20. Jh.. Die Kreise der britischen Fabian Society, die sich derzeit um Toni Blair gruppieren, haben beherrschenden geistigen Einfluß auf die Cheneys und über sie auf die Regierung Bush. Es ist nicht andersherum, wie weithin fälschlich angenommen wird: Die Neokonservativen in der Republikanischen Partei und bei den Demokraten im Demokratischen Führungsrat DLC (Democratic Leadership Council) und im Parteivorstand DNC (Democratic National Committee) sind bewußt oder unbewußt Agenten der Fabianer, nicht umgekehrt.

Im Oktober 2003 saß Baronin Symons auf dem Podium einer Konferenz des Arabischen internationalen Frauenforums gemeinsam mit Elizabeth Cheney, der Tochter von Lynne und Dick Cheney, die zu der Zeit eine führende Position in der Nahostabteilung des US-Außenministeriums bekleidete. Seit Juni 2003 war Symons Staatssekretärin für den Nahen Osten, Internationale Sicherheitsfragen, Konsular- und Personalangelegenheiten des Außen- und Commonwealthministeriums. In diesem Zusammenhang wurde sie zu einer Schlüsselfigur der Rufmordkampagne gegen LaRouche.

Ihr Ehemann Phil Bassett leitete noch bis vor kurzem die nachrichtendienstliche Abteilung der Downing Street. In diesem Amt spielte er eine zentrale Rolle in dem Skandal um die berüchtigten "Blair-Dossiers", mit denen man vor dem Irakkrieg zur Rechtfertigung des Krieges Falschinformationen über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen etc. verbreitete. Bassetts Name ist häufig im Zusammenhang mit Richter Huttons Ermittlungen zum Tode des britischen Waffenexperten David Kelly aufgetaucht. Dieser Fall Kelly ist einer der Gründe dafür, daß die Hintermänner Blairs und Cheneys im britischen Establishment LaRouche mit allen Mitteln vom demokratischen Nominierungsparteitag fernhalten wollen.

Zwei Fälle, die sich überschneiden

Anfang April 2003 veröffentlichte LaRouche in 2004 den Bericht Children of Satan (deutsche Ausgabe: Die Kriegspartei in der US-Regierung). Allein in den Vereinigten Staaten wurden davon über eine Million Exemplare verteilt und rund eine Million mal von Internetseiten der LaRouche-Bewegung heruntergeladen. Weltweit wurden mehrere hunderttausend weitere Exemplare auf spanisch, deutsch, italienisch, französisch, arabisch, russisch, japanisch und anderen Sprachen verbreitet.

Als der Bericht erschien, lief eine erhitzte Auseinandersetzung über den anglo-amerikanischen Irakkrieg und allgemein um Cheneys Doktrin des präventiven Nuklearkriegs. Diese Cheney-Doktrin bildete inzwischen das Kernstück der Außen- und Sicherheitspolitik der Regierungen Bush und Blair - zum Abscheu führender Kreise in den USA und Großbritannien selbst, Kontinentaleuropa, Rußland, China und den Entwicklungsnationen, insbesondere der arabischen und islamischen Welt.

In welchem Maße LaRouche schon als Rückgrat des Widerstands gegen die Neokonservativen, die Cheney-Doktrin und den Irakkrieg in den USA galt, läßt sich daran sehen, daß die BBC ihn kurz nach dem Beginn des Irakkrieges zweimal in bekannten Radiosendungen interviewte, als in London ein kurzer, aber heftiger politischer Machtkampf tobte, der beinahe zu Tony Blairs Sturz geführt hätte. Dieser Fraktionskampf geht in den USA und England mit zunehmender Intensität weiter und untergräbt sowohl das Regime Bush-Cheney wie das Regime Blair.

Der Widerstand gegen Blairs eigene Version der Cheney-Doktrin des "vorbeugenden Krieges", die er erstmals 1999 in einer Rede an der Universität Chikago verkündete, wurde zwar nie völlig unterdrückt und brach immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten offen hervor, dennoch bildete dieser Widerstand in den britischen Institutionen seit der entscheidenden Weichenstellung im Juli-August 2003 im Grunde die Nachhut. Tony Blairs Schicksal wird im wesentlichen in den USA entschieden. Wenn dort die neokonservativen Leo-Strauss-Anhänger entmachtet werden, werden auch Tony Blair und die ganze New-Labour-Fraktion in England stürzen.

Deshalb waren LaRouches Interviews in der BBC im Frühjahr 2003 so wichtig.

Am 3. April 2003 wurde LaRouche im BBC-Nachrichtenprogramm Live Five interviewt. Dabei ging es im wesentlichen um seine führende Rolle als Kritiker des irakischen Kriegsabenteuers der Regierung Bush. LaRouche wurde als ein Kandidat für die Präsidentschaftsnominierung der Demokratischen Partei vorgestellt.

Am 9. Juni wurde LaRouche in die gleiche Nachrichtensendung wieder eingeladen, diesmal für zwölf Minuten. Er hatte soeben über seine Wahlkampforganisation ein Amtsenthebungsverfahren gegen Dick Cheney gefordert, weil dieser zur Rechtfertigung des Irakkriegs Lügen verbreitet hatte. Der Gastgeber der Sendung, Rhod Sharp, fragte LaRouche in erster Linie nach seinen Vorwürfen gegenüber Cheney. LaRouche legte dar, daß Cheney sich schon über ein Jahrzehnt lang, seit seiner Zeit als Verteidigungsminister unter Präsident Bush senior, für ein unipolares englischsprachiges Weltreich und den Sturz Saddam Husseins in Bagdad eingesetzt habe. Cheney habe auch wissentlich die Lüge verbreitet, der Irak hätte versucht, im Niger atomwaffenfähiges Uran zu erwerben. Und LaRouche zog die Verbindung zwischen Cheneys Aktivitäten und Tony Blairs Kreisen, die am 24. September 2002 ein Dossier über angebliche irakische Waffenprogramme mit denselben falschen Behauptungen veröffentlichten.

LaRouche sagte der BBC: "Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Wie ich schon sagte: Dieser Vorwurf kann ein Grund zur Amtsenthebung des amerikanischen Vizepräsidenten sein. Und ich denke, zur Zeit sind einige Leute in Amerika geneigt, Cheney wenn schon nicht des Amtes zu entheben, so ihn doch zumindest überzeugen, daß es Zeit für ihn sei, zu gehen und sich um sein Kartoffelbeet zu kümmern und die Regierung ihre Arbeit machen lassen."

Nur wenige Tage vor LaRouches zweitem Interview hatte die BBC einen Bericht ihres Korrespondenten Andrew Gilligan ausgestrahlt, der ganz ähnliche Vorwürfe wie LaRouche erhob. Am 29. Mai 2003 erklärte Gilligan unter Berufung auf einen ungenannten Beamten des britischen Verteidigungsministeriums, Premierminister Blair und seine nächsten Berater wie Pressesprecher Alastair Campbell hätten das Dossier vom September 2002 mit falschen Behauptungen "aufgebauscht": Saddam Hussein könne innerhalb von 45 Minuten Massenvernichtungswaffen einsatzbereit machen und der Irak habe sich größere Mengen atomwaffenfähigen Materials (yellow cake) besorgt (was auch Cheney verbreitete). Schon vorher hatte man Gilligan aus dem Verteidigungsministerium Informationen zugespielt, wonach die Behauptungen Blairs und seiner Leute, Saddam Hussein hätte Verbindungen zu Al Qaida und zum Anschlag vom 11. September 2001, stark übertrieben waren.

LaRouches Vorwürfe gegen Cheney und Gilligans inhaltlich deckungsgleiche Vorwürfe gegen Blair waren völlig berechtigt. Einige Wochen nach dem 11. September 2001 hatten Bushs Weißes Haus und die Downing Street Pläne für die gemeinsame Kriegspropaganda entworfen und dann dazu Anfang 2002 in London und Washington das Coalition Information Center eingerichtet. Die Aufgabe dieser Koordinierungsabteilung war, die Öffentlichkeit für den anglo-amerikanischen "Krieg gegen den Terrorismus", einschließlich eines Krieges gegen den Irak, zu gewinnen. Phil Bassett und Alastair Campbell flogen im Oktober 2001 nach Washington, um die gemeinsamen nachrichtendienstlichen und propagandistischen Unternehmungen zu besprechen. Bassett wurde zum Sonderberater Blairs ernannt, was seine steigende Bedeutung für die Kriegspropaganda widerspiegelt. Zur gleichen Zeit entsandte das Weiße Haus Tucker Eskew nach London, der eng mit dem Campbell-Bassett-Team zusammenarbeitete. Blairs berüchtigtes Dossier vom September 2002 war aus der Arbeit des Coalition Information Center hervorgegangen und folgte inhaltlich den Vorgaben, die Dick Cheney im August 2002 in einer Rede vor dem Veteranenverband Veterans of Foreign Wars gemacht hatte - dort hatte er erstmals öffentlich behauptet, der Irak arbeite fieberhaft an der Atombombe, obwohl Cheney bereits wissen mußte, daß diese Behauptung falsch war. Cheneys Rede und Blairs Dossier galten weithin als Beginn des Countdown zum Irakkrieg.

Gilligans Bericht löste in der Downing Street panikartige Aktivitäten zur Schadensbegrenzung aus. Den ganzen Juni 2003 über suchte das Büro des Premierministers hektisch nach der Quelle, die Gilligan die Informationen geliefert hatte; schließlich kamen sie zu dem Schluß, daß es sich dabei um den Beamten des Verteidigungsministeriums und hochrangigen Experten für biologische und chemische Waffen Dr. David Kelly handeln müsse, der in den 90er Jahren dem UNSCOM-Inspektionsteam im Irak angehört hatte. Kelly selbst schrieb am 30. Juni an seine Vorgesetzten im Ministerium und bestätigte, daß er ungenehmigterweise mit Gilligan gesprochen hatte. Man zerrte Kelly vor etliche Unterhausausschüsse, und Verteidigungsminister Geoff Hoon gab auf Anordnung Blairs Kellys Namen an die Medien weiter. Blair persönlich leitete die Strategiesitzung in der Downing Street, bei der besprochen wurde, wie mit der beginnenden politischen Revolte umzugehen sei.

Hat Kelly Selbstmord begangen?

Am 15. Juli 2003 sagte Dr. Kelly bei einer öffentlichen Anhörung des Unterhausausschusses für Auswärtige Angelegenheiten aus, die auch vom Fernsehen übertragen wurde. Zwei Tage später wurde Dr. Kelly in einem Waldstück in der Nähe seines Hauses in Abington in Oxfordshire tot aufgefunden. Polizei und Gerichtsmedizin stuften es als Selbstmord ein. Dennoch ordnete die britische Regierung auf Druck der Öffentlichkeit hin eine Untersuchung der Umstände des Todes von Dr. Kelly an, die Lord Hutton leiten sollte.

Während Kelly das unmittelbare Opfer des Zorns der Downing Street wurde, tobte im größeren Rahmen hinter den Kulissen ein Fraktionskampf innerhalb des britischen Establishments. Das zeigte sich daran, wie die BBC LaRouche als die amerikanische Stimme der Vernunft gegen die imperialen Fantasien der neokonservativen Cheney-Blair-Allianz herausstellte, genauso wie am Widerstand führender Leute aus den Streitkräften, dem Außenministerium und den Geheimdiensten gegen die gefälschten Geheimdienstberichte, mit denen der Krieg begründet wurde.

Dieser Machtkampf im britischen Establishment war heftig, aber kurz. Anfang Juli geriet die BBC als führende Stimme des Widerstandes im Establishment unter massiven Beschuß der Regierung Blair. Am 10. Juli faßte Blairs Stabschef Jonathan Powell in einer E-Mail die Lage so zusammen: "Jetzt geht es um ein 'chicken game' mit der BBC. Sie werden ihre Haltung nur ändern, wenn sie merken, daß wir die Daumenschrauben enger anziehen."

Es sollte noch bis zur Veröffentlichung des Hutton-Berichtes am 28. Januar 2004 dauern, bevor in den oberen Etagen der BBC Köpfe rollten, aber schon Mitte Juli 2003 zeichnete sich ab, daß das Establishment entschieden hatte, sich hinter Blair zu stellen. Dazu mußten allerdings einige Leute in 10 Downing Street ihren Hut nehmen. Am 29. August trat Alastair Campbell von seinem Posten als Kommunikationsdirektor zurück, wobei er wenig überzeugend erklärte, dies habe nichts mit der Hutton-Untersuchung und den Anhörungen des Außenpolitischen Ausschusses zu tun. Phil Bassett wurde auf einen weniger auffälligen Posten versetzt, er wurde Assistent des Labour-Politikers Lord Falconer. Der Hintergrund waren die peinlichen Enthüllungen über seinen entscheidenden Beitrag zu dem diskreditierten Blair-Dossier vom 24. September 2002.

Der deutlichste Hinweis darauf, daß das Establishment seine Reihen wieder schloß, war aber eine plötzliche Offensive gegen LaRouche: eine abgestimmte Rufmordkampagne auf beiden Seiten des Atlantiks, die kurz vor dem Konvent der Demokratischen Partei Ende Juli voll losgehen sollte. Die BBC vollzog eine Kehrtwende und beteiligte sich nun an den Verleumdungen.

Duggans Selbstmord

Am 27. März 2003 veröffentlichte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Westhessen aus Wiesbaden einen kurzen Polizeibericht: "Zum Unfallzeitpunkt befuhren zwei PKW-Fahrer (02 = 56-jähriger Fahrer, fuhr auf dem rechten Fahrstreifen; und 03 = 48-jährige Fahrerin, fuhr auf dem linken Fahrstreifen) die B 455 aus Richtung Mainz-Kastel kommend in Richtung Wiesbaden-Innenstadt. In Höhe der Einmündung der Berliner Straße in die B 455 lief ein bisher noch nicht identifizierter Fußgänger, offensichtlich in suizidaler Absicht, auf die Fahrbahn, die hier in einer leichten Linkskurve verläuft. Als der 56-Jährige den am Fahrbahnrand stehenden Fußgänger bemerkte, wechselte er auf den linken Fahrstreifen. Der Fußgänger sprang daraufhin auf die Fahrbahn und gegen das Fahrzeug der 02 und traf es an der Frontscheibe, etwa in Höhe des Beifahrersitzes. Durch den Anprall wurde der Fußgänger hinter das Fahrzeug geschleudert, kam auf dem linken Fahrstreifen zu liegen und wurde hier von dem nachfolgenden Fahrzeug der 48-Jährigen überrollt. Auf Grund der durch den Unfall erlittenen schwersten Kopfverletzungen verstarb der Fußgänger noch an der Unfallstelle.

Im Rahmen der Unfallaufnahme wurde bekannt, daß wenige Minuten vorher, nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt, eine männliche Person ebenfalls versuchte, gegen einen vorbeifahrenden PKW zu springen. Dem PKW-Fahrer gelang es jedoch, dem Fußgänger auszuweichen, er berührte ihn lediglich mit der Kante des rechten Außenspiegels. Im Rückspiegel sah der PKW-Fahrer, daß der durch den leichten Anprall gestürzte Fußgänger bereits wieder aufgestanden war und sich von der Unfallstelle entfernte. Auf Grund der Übereinstimmung des Unfallgeschehens beider Vorfälle, besteht der dringende Verdacht, daß der Fußgänger in suizidaler Absicht gegen das Fahrzeug der 02 gelaufen ist und den Unfall absichtlich herbeiführte."

Das nicht namentlich genannte Selbstmordopfer war ein 22-jähriger britischer Student, Jeremiah Duggan. Duggan studierte in Paris am British Institute und besuchte in Deutschland eine internationale Konferenz des Schiller-Instituts, das sich für die Wiederbelebung der transatlantischen republikanischen Zusammenarbeit einsetzt und zu den wichtigsten Organisationen im Kampf gegen Cheneys und Blairs Irakkrieg gehört. Nach der dreitägigen Konferenz in Bad Schwalbach bei Wiesbaden blieb Duggan zusammen mit einer größeren Gruppe Jugendlicher aus vielen europäischen Ländern und den USA noch einige Tage in Deutschland, um an einem Seminar der LaRouche-Jugendbewegung teilzunehmen. (Das Schiller-Institut wurde 1984 von Helga Zepp-LaRouche gegründet. Zepp-LaRouche ist u.a. Bundesvorsitzende der Partei Bürgerrechtsbewegung Solidarität und Ehefrau des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei, Lyndon LaRouche.)

Sowohl nach Augenzeugenberichten von Menschen, die mit Jeremiah Duggan in den letzten Tagen und Stunden vor seinem Selbstmord gesprochen haben, als auch aus den Aussagen seiner Mutter Erica Duggan gegenüber der Presse geht hervor, daß der junge Mann an seelischen Problemen litt. Schon im Alter von sieben Jahren, nach der Scheidung seiner Eltern, ging Jeremiah zusammen mit den Eltern zur Familienberatung in die Londoner Tavistock-Klinik, die seit Jahrzehnten für ihre radikalen Experimente im Bereich der individuellen und Massenmanipulation bekannt ist. (Im Zweiten Weltkrieg ging fast die gesamte Besetzung der Tavistock-Klinik in der Psychiatrischen Abteilung der britischen Armee auf. Der Leiter der Klinik, Dr. John Rawlings Rees, beschrieb diese Zeit in einer Seminarreihe, die in den 50er Jahren unter dem Titel Die Beeinflussung der Psychiatrie durch den Krieg veröffentlicht wurde.)

In Gesprächen mit verschiedenen Jugendlichen, die an dem Seminar der LaRouche-Jugendbewegung teilnahmen, erwähnte Duggan, daß bei ihm eine zwangsneurotische Störung (Obsessive Compulsive Disorderp, OCD) diagnostiziert worden sei. Am Sonntag, dem 23. März, versuchte Duggan eine Apotheke zu finden, bei der er verschreibungspflichtige Medikamente bekommen konnte. Doch am darauffolgenden Tag telefonierte er mit seiner Freundin in Paris und teilte ihr mit, die Seminare, an denen er teilnahm, seien für ihn interessant gewesen. Am nächsten Tag, dem 25. März, gratulierte er seinem Vater zum Geburtstag. Auch aus diesem Gespräch ergaben sich keine sichtbaren Anzeichen für irgendwelche Probleme.

Jeremiah Duggans Tod war tragisch, aber zu der Zeit sahen seine Familie und seine Freunde darin nicht mehr als eine Familienangelegenheit. Die einzigen Berichte über seinen Tod waren dieser kurze deutsche Polizeibericht und lokale Berichterstattung in England anläßlich seiner Beerdigung. Am Tag nach seinem Tod kamen beide Elternteile nach Wiesbaden und sprachen einige Stunden lang freundlich mit Vertretern des Schiller-Instituts.

Aber im Juli 2003, ein Vierteljahr später, wurde alles plötzlich ganz anders.

Wenn auch noch nicht alle Einzelheiten bekannt sind, läßt sich klar feststellen, daß Erica Duggan unter massiven Druck der transatlantischen Netzwerke geriet, die beschlossen hatten, LaRouches erfolgreichen Widerstand gegen die Politik Blairs und Cheneys unbedingt aufzuhalten. Aus Zeitungsartikeln geht hervor, daß Frau Duggan, eine Lehrerin im Ruhestand, spätestens ab Anfang Mai 2003 von Briten und Amerikanern aus dem Umfeld der American Family Foundation (AFF) bedrängt wurde. Die AFF, die sich als Hilfsorganisation für Sektenopfer gibt, stammt aus anglo-amerikanischen Geheimdienstoperationen aus der Zeit des Kalten Krieges, wie dem CCF, der Kybernetik-Gruppe und des Projekts MK-Ultra.

Am 12. Juli 2003 veröffentlichte der Londoner Guardian den ersten von mehreren Verleumdungsartikeln, in denen in übler Weise versucht wurde, LaRouche und das Schiller-Institut mit Jeremiah Duggans Tod in Verbindung zu bringen. Den Beitrag verfaßte Hugh Muir, der schon häufiger Material der AFF für seine Artikel verwendet hatte. Als Antwort auf diese Zeitungsberichte über Duggans Tod erklärte die Wiesbadener Staatsanwaltschaft in einer Stellungnahme, die am 16. Juli über das HessenRadio ausgestrahlt wurde: "Auf der Grundlage unserer Untersuchungen müssen wir davon ausgehen, daß es ein Selbstmord war."

Am 21. Juli, also wenige Tage nach dem Tod Dr. David Kellys, sendete die BBC einen Nachrichtenbericht von Tim Samuels, in dem LaRouche und das Schiller-Institut im Zusammenhang mit dem Fall Duggan verleumdet wurden.

Kaum war der Verleumdungsfeldzug in den britischen Medien angelaufen, so stellten sich einige Labour-Politiker hinter diese Kampagne gegen LaRouche. Der erste war Rudy Jan Vis, der Unterhausabgeordnete des Wahlkreises, in dem Erica Duggan wohnt. Daran schloß sich Lord Grenville Janner of Braunstone an, ein Labour-Abgeordneter, dem Blair einen Sitz im Oberhaus auf Lebenszeit verschafft hat. Lord Janner ist Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, ist aber noch bekannter als Okkultist; er ist Mitglied des Magic Circle, den Anfang des 20. Jh. Leute aus dem Umfeld des berüchtigten Satanisten Aleister Crowley gründeten.

Medienberichten zufolge brachte Rudy Vis Anfang November Erica Duggan erstmalig mit Baronin Symons im Außenministerium zusammen - Blair hatte die Baronin Symons in Anerkennung ihres Einsatzes für die neokonservative New Labour-Fraktion zum Oberhausmitglied auf Lebenszeit gemacht. Nach zwei Wellen von verleumderischen Artikeln über Duggans Tod kam es dann am 1. April 2004 zu einem zweiten Treffen zwischen Baronin Symons, Erica Duggan, Rudy Vis und Lord Janner, über das die Medien ausführlich berichteten. Nach diesem Treffen beauftragte Baronin Symons einen Menschenrechtsanwalt, der honorarfrei für die Familie Duggan daran arbeiten sollte, die deutschen Behörden zu drängen, den Fall Duggan neu aufzurollen.

Gutinformierte amerikanische Geheimdienstleute warnten: Weil es nichts gibt, was man LaRouche berechtigterweise vorwerfen könnte, will eine einflußreiche Fraktion im britischen Establishment und der Finanzoligarchie der Londoner City die "Duggan-Affäre" für ihre Zwecke hochspielen, um LaRouche im Vorfeld des demokratischen Nominierungskonventes anzugreifen. Sie haben Angst vor einem politischen Durchbruch LaRouches und sind entschlossen, diesen mit allen Mitteln zu verhindern. Mit dieser Verleumdungskampagne - LaRouches Vereinigung mit Duggans Selbstmord in Verbindung zu bringen - wollen sie Druck auf kontinentaleuropäische Länder ausüben und am Ende LaRouches Wahlkampf so behindern, daß er und andere wichtige Fraktionen der Demokratischen Partei nicht gemeinsam daran arbeiten können, Bush und Cheney bei der Wahl im November zu besiegen. Und für den Fall, daß John Kerry Präsident werden sollte, soll LaRouche keinerlei Einfluß auf dessen Politik nehmen können.

Trotz der internationalen Verleumdungskampagne bleiben die deutschen Behörden bei ihrer professionellen Beurteilung des Todes von Jeremiah Duggan und sind schockiert über das Verhalten der britischen Medien. Inzwischen wird den Medien auch vorgeworfen, die Gutachten der britischen Behörden zu Jeremiah Duggans Tod falsch dargestellt zu haben. Ein solche Untersuchung durch einen Gerichtsmediziner ist in Großbritannien Vorschrift, wenn ein britischer Staatsbürger im Ausland stirbt, ganz gleich unter welchen Umständen.

Am 11. November 2003 veröffentlichte der Wiesbadener Kurier einen Artikel mit der Überschrift "Jerry Duggans skandalisierter Tod. Warum britische Medien vermutlich zu Unrecht an Ermittlungen der Wiesbadener Polizei zweifeln". Der Artikel, der sich auf offizielle Erklärungen des Sprechers von Oberstaatsanwalt Dieter Arlet bezieht, beginnt mit der Frage: "War ein Student aus London tatsächlich in Selbstmordabsicht vor ein Auto gesprungen? Britische Zeitungen veröffentlichen Zweifel an dieser Darstellung der Wiesbadener Staatsanwaltschaft und begründen diese mit dem Urteil eines Coroners. Doch das lautet womöglich anders, als es in Großbritannien berichtet wird."

Nach einer Beschreibung der Ereignisse vom frühen Morgen des 27. März 2003 und der nachfolgenden Untersuchung durch den britischen Gerichtsmediziner William Dolman heißt es in dem Kurier-Artikel weiter:

"Weit mehr als 20 Interviews hatte Oberstaatsanwalt Dieter Arlet in der vergangenen Woche britischen Pressevertretern gegeben. 'Man wundert sich über das Interesse an einem Fall, der aus unserer Sicht gar nicht anders entschieden werden kann', sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Wiesbaden. 'Unsere Rechtsordnung verlangt konkrete Fakten, bloße Vermutungen reichen nicht aus.' Tatsächlich sieht es nach seinen Kenntnissen so aus, als habe nicht die Wiesbadener Polizei, dafür aber sehr wohl die britische Presse gravierende Fehler gemacht. Anlaß zu dieser Vermutung geben Recherchen der Kriminaldirektion Hessen. Die hatte gestern beim britischen Kontaktbeamten des Bundeskriminalamtes wegen der Presseberichte angefragt. Und der BKA-Beamte, sagt Oberstaatsanwalt Arlet, habe erfahren, daß der Coroner das Verfahren wegen des Todes von Jerry Duggan eingestellt habe. Nach BKA-Darstellung hat das Urteil des Coroners einen anderen als den in den britischen Medien wiedergegebenen Tenor. Der lautet: 'Jerry Duggan ist in Folge großer Angst bei einem Verkehrsunfall zu Tode gekommen.' Arlet erkennt darin 'eine völlig neutrale Darstellung, die für uns keinerlei Anlaß bietet, erneut die Ermittlungen aufzunehmen'. Es gebe keine Widersprüche zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Daß in dem Urteil das Wort Selbstmord nicht auftaucht, begründet er mit der in Großbritannien geübten Zurückhaltung zum Schutz der Angehörigen."

Der Kurier endet mit einer weiteren Frage: "Was aber ist mit der Schmähung deutscher Polizeiarbeit? Für Arlet ist es 'völlig unerklärlich, wie solche Darstellungen in die Medien kommen'. Die Quelle dafür habe er in keinem der Artikel finden können."


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