April 2004:
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Startschuß für neue Gewalt und Krieg im Nahen Osten

Präsident Bush hat mit seinem offiziellen Brief an Scharon alle Grundsätze amerikanischer Nahostpolitik der letzten vier Jahrzehnte aufgegeben, 40 UN-Resolutionen in den Wind geschlagen und eine amerikanische Vermittlung im Nahostkonflikt unmöglich gemacht.

Dick und Doof
"Dick und Doof" ist vielleicht die beste Übersetzung der Überschrift dieser Karikatur aus der amerikanischen Zeitung The New Federalist ("Dick and The Dummy", wobei "Dummy" für ganz verschiedene Begriffe, wie z.B. Bauchrednerpuppe steht). Zu sehen sind Vizepräsident Dick Cheney und Präsident George W. Bush.

Dean Andromidas berichtet über eine Politik Bushs, die leider sehr stark in Richtung dieser Karikatur weist.

"Wir stehen an einem gefährlichen Scheideweg. Niemand sollte die Hauptstädte der arabischen Welt oder Europas täuschen. Sie sollten der amerikanischen Regierung sagen, daß dieser Plan völlig unannehmbar ist und in der Region ein größeres Feuer entflammen wird, als wir es jetzt im Irak erleben."

Das war die Reaktion des früheren palästinensischen Ministers Jassir Abed Rabbo nach dem verheerenden Gipfeltreffen des amerikanischen Präsidenten George W. Bush mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Mit einem Federstrich hat Bush alle Grundsätze der amerikanischen Nahostpolitik der letzten vier Jahrzehnte aufgegeben und 40 UNO-Resolutionen, von denen die USA viele mittrugen, aus dem Fenster geworfen. Rabbos Warnung als führender gemäßigter Palästinenservertreter, der die Genfer Friedensinitiative zusammen mit dem Israeli Jossi Beilin mitbegründet hat, ist nicht ernst genug zu nehmen.

Der offizielle Brief des amerikanischen Präsidenten zur Nahostpolitik ist eine Erklärung, daß die Vereinigten Staaten im arabisch-israelischen Konflikt keine Vermittler mehr sind, sondern sich voll und ganz hinter eine von Scharon einseitig diktierte Vereinbarung stellen. Diese Politik kann nur zum Krieg führen. In dem Brief bekommt Scharon von Bush alles, was er haben wollte. Zum "Roadmap"-Friedensplan gibt es nur noch ein leeres Lippenbekenntnis, in Wirklichkeit hat Bush den Plan aufgegeben. Das zeigt der Inhalt des Briefes:

Gefahr für Amerikas Demokratie

Im Gegenzug zu allen diesen Zugeständnissen erhielt Bush von Scharon nur die vage Zusicherung, daß Israel sich aus dem Gazastreifen zurückziehen wird. Bush begrüßte diesen Plan - dabei hat ihm noch nicht einmal Scharons eigenes Kabinett zugestimmt. Und Scharon erklärte, daß der Abzug frühestens im Juni oder Juli 2005 stattfinden wird. Er hätte also über ein Jahr Zeit, einen Krieg vom Zaun brechen und damit seinen wahren Plan "Jordanien ist Palästina" zu verwirklichen: d.h. die Palästinenser aus dem Westjordanland über den Jordan zu vertreiben.

Bushs Wende in der Nahostpolitik ist völliger Wahnsinn, und entsprechend waren die Reaktionen. Ein einflußreicher israelischer Friedensaktivist, der seit Jahrzehnten für eine Verhandlungslösung kämpft, warnte, der Nahe Osten werde für lange Zeit in Flammen aufgehen. Aber die Folgen beträfen beileibe nicht nur den Nahen Osten. Er vermute, daß Bush in den USA Wahlbetrug vorhabe: "Niemand kann mitten im Wahlkampf so weit gegen die traditionelle amerikanische Politik und gegen die amerikanische und internationale öffentliche Meinung verstoßen, wenn er nicht weiß, daß er die Wahl stehlen kann. Sonst macht das keinen Sinn. Ich hoffe, daß ich mich irre, aber die Gefahr für die israelische Demokratie ist viel geringer als die Gefahr für die amerikanische Demokratie."

Wird Arafat ermordet?

Bushs Brief ist ein Startschuß für mehr Gewalt auf allen Seiten. Einige israelische Beobachter fürchten, daß Scharon vom Weißen Haus eine Zustimmung zur Ermordung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat erhalten hat.

Vor wenigen Wochen ließ Scharon den geistigen Führer der Hamas, Scheich Ahmed Jasin, ermorden. Hamas hat bisher noch keine Vergeltung geübt, sondern das Ergebnis des Washingtoner Gipfels abgewartet. Nachdem Bush jetzt voll und ganz auf Scharons Linie eingeschwenkt ist, wird die Hamas vermutlich so brutal und blutig antworten, wie sie nur kann. Um noch Öl ins Feuer zu gießen, beschossen wenige Stunden nach dem Gipfeltreffen israelische Hubschrauber Palästinenser in Gaza.

Der politische Führer der Hamas, Chaled Meschal, erklärte in einer Stellungnahme aus Beirut, Bushs Brief beende "die Illusion, daß es eine von den USA geförderte politische Einigung geben kann... Er beweist, daß Widerstand der einzige Ausweg ist. (Bush) gab der Roadmap und allen anderen Verhandlungsplänen den Todesstoß. Dieser gefährliche und kritische Wendepunkt macht es notwendig, daß Moslems, Araber und Palästinenser einhellig antworten - das Verhandlungskapitel schließen und sich dem Widerstand anschließen."

Scharon weiß natürlich, daß jetzt die Gewalt zunehmen wird. Dies kann er als Vorwand nehmen, seine wahren Absichten zu verwirklichen: die Palästinenserbehörde zu zerstören, die Besatzung noch zu verschärfen und als endgültige "Lösung" den Vertreibungsplan "Jordanien ist Palästina" umzusetzen.

Bushs Brief trägt die Handschrift seines Vizepräsidenten Dick Cheney. Der weilte zwar während des Gipfels in China, aber der Brief wurde lange vorher unter seiner Leitung entworfen. Lyndon LaRouche warnt nicht umsonst seit langem: Solange Cheney im Weißen Haus sitzt, ist Amerika und die Welt nicht sicher.


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