März 2001:
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Presseerklärung




Zum laufenden Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg gab Renate Leffek vom Bundesvorstand der BüSo am 1. März die folgende Presseerklärung ab:

Renate Leffek

Holzweg Globalisierung:
Beispiel Daimler-Chrysler



Jahrelang wurde die Globalisierung als Allheilmittel gepredigt. Schlagworte wie Deregulierung, Privatisierung, Fusionen und Übernahmen, gepaart mit der Shareholder-Value-Ideologie, beherrschten die Wirtschaftspolitik. Dies bestimmte in den letzten Jahren die negativen weltweiten Wirtschaftsentwicklungen, die sich bis hinunter auf die kommunale Ebene auswirkten. Der Zusammenbruch der produktiven Industrie und der Abbau der Arbeitsplätze waren mit dieser Politik vorprogrammiert. Das Beispiel DaimlerChrysler belegt, wie durch Firmenfusionen und -übernahmen ehemals stabile, produktive Industrien Schritt für Schritt vernichtet werden. Dies zeigt sich an der Produktqualität, an den Arbeitsplätzen und schließlich auch an den Gewinnen. So sorgte kürzlich die Meldung für Aufsehen, die Gewinne von DaimlerChrysler seien um die Hälfte eingebrochen. Mit dem Erwerb großer Anteile von Chrysler und Mitsubishi hatte sich das größte Industrieunternehmen in Baden-Württemberg immer mehr auf Globalisierung ausgerichtet. Diese Entscheidung hat sich als großer Fehlschlag mit einer gigantischen Vernichtung von Geldern herausgestellt. So betrug 1998 der Unternehmenswert von Daimler noch 110 Mrd. DM und von Chrysler 82 Mrd. DM, aber heute ist der Wert von Daimler und Chrysler zusammen auf 90 Mrd. DM geschrumpft.

Eigentlich sollte man annehmen, daß Manager von Unternehmen in dieser Größe Resultate ihrer Entscheidungen voraussehen und die Verantwortung für ihre Fehlschläge übernehmen. Aber der traditionelle Geschäftsführer hat leider schon seit langem dem "Krisenmanager" das Feld geräumt, dem es um die Macht auf den internationalen Märkten geht und nicht um die Verantwortung für seine Mitarbeiter und für die Aufrechterhaltung einer funktionierenden Wirtschaft. Obwohl die Politik der "Übernahmen" in den letzten Jahren schon genügend Opfer gekostet hat, hält man "koste es, was es wolle" an diesem gescheiterten System fest. Seit Jahren warnt die BüSo vor dem Zusammenbruch der Industrie und Gesamtwirtschaft in den USA, der bisher mit verfälschten Produktivitäts- und Beschäftigungszahlen notdürftig vertuscht wurde. Aber man wollte das in Deutschland nicht wahrhaben und setzte weiter euphorisch auf "amerikanische Methoden".




Jetzt kommt das Heulen und Zähneknirschen. Und man muß einräumen, "daß sich die Situation in den USA dramatisch verschlechtert hat". Der Verlust in Nordamerika hat den Gewinn von DaimlerChrysler im Jahr 2000 um 49% auf 5,2 Mrd. Euro reduziert. Früher wurden die Maßnahmen von "Supermanager" Jürgen Schrempp noch als Geniestreich ausgelegt.

Heute begreifen viele, auf welch internationales Glatteis er sich in Wirklichkeit begeben hat. Die Illusionen sind nun wohl auch dem kleinsten Aktionär geraubt worden. So bekamen vor einiger Zeit die zwei Millionen Aktionäre Post von Schrempp persönlich, der sich für den massiven Einbruch des Konzerns entschuldigte. Dabei blieb es aber nicht, außerdem mußte Schrempp die beunruhigten Aktionäre beschwichtigen, die von Gerüchten hörten, daß Daimler-Chrysler an ausländische Unternehmen verkauft werden sollte.

Weg von den falschen Methoden!

Die "Sanierung" des Konzerns kommt teuer zu stehen. Am 6. Februar wurden Entlassungen von 26000 Arbeitern der Chrysler-Werke in den USA und die Schließung von sechs Werken angekündigt. Von Mitsubishi, an dem DaimlerChrysler mit 34% beteiligt ist, hört man von weiteren Entlassungen von 9500 Arbeitmehmern und der Schließung von vier Inlandswerken.

Ein weiteres "Sanierungsprojekt" von DaimlerChrysler besteht darin, die Materialkosten um 15% zu senken - was heißt: Man wird in Zukunft nicht mehr auf Qualität setzen, sondern auf den globalen Märkten Billigprodukte kaufen. Daß dies auch verheerende Auswirkungen auf die Sicherheit der Fahrzeuge hat, konnte man bereits im letzten Jahr bei Mitsubishi feststellen, das durch eine Rückrufaktion für Schlagzeilen sorgte. Mitsubishi mußte 1,3 Mio. Fahrzeuge wegen Mängeln in die Werkstätten zurückrufen. Auch die mittelständischen Zulieferbetriebe haben unter diesen Einsparungen zu leiden. Viele Zulieferer wollen das nicht so einfach hinnehmen und haben Widerstand angekündigt.

Ob durch die vorgeschlagene Sanierung mit 4 Mrd. Euro die Gewinnverluste wieder wettgemacht werden können, steht in den Sternen. Die Herren Manager scheinen blind für die Wirklichkeit des weltweiten finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs zu sein, sonst würden sie nicht auf die gleichen hoffnungslosen und gescheiterten Methoden wie Werksstillegungen, das Einsparen von Materialkosten und Arbeitsplatzabbau setzen. Dies wird den Kollaps nicht aufhalten, im Gegenteil. Eine Lösung kann es nur im Rahmen einer Reorganisation des bankrotten Weltwährungssystems geben. Wer für den Erhalt des industriellen Mittelstands und der Produktion ist, sollte sich der BüSo anschließen und ein Neues Bretton Woods zur Reorganisation des Weltfinanzsystems fordern.


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