Mai 2005:

Trittin triumphiert: KKW Obrigheim stillgelegt

Broschüre: Energie für das 21. Jahrhundert
Nach Stade wurde nun in Obrigheim das zweite deutsche Kernkraftwerk stillgelegt. Wann kommt endlich der Ausstieg aus dem Ausstieg?

Das Bild zeigt ein Themenheft der BüSo über moderne Energieversorgung, auf dem das Kernkraftwerk in Obrigheim abgebildet ist. Dr. Helmut Böttiger berichtet über die erniedrigende Selbstverstümmelung der deutschen Produktionsfähigkeit.

Das Kernkraftwerk Obrigheim, das älteste in Deutschland, speiste seit Oktober 1968 86 Terawattstunden Strom in das Verbundnetz. Die zugebilligte Strommenge ist nun erreicht und damit das Ende des Kraftwerks. Mit seiner Abschaltung wird auf die Erzeugung von Strom im Wert von jährlich 50 Millionen Euro verzichtet. Statt dessen werden viele Millionen Euro für die Stillegung ausgegeben, die sich nach Angaben der baden-württembergischen Regierung über rund 14 Jahre hinziehen wird. Die nur teilweise abgebrannten Brennstäbe müssen in Zwischenlagern aufbewahrt werden - vermutlich bei den Kernkraftwerken Philippsburg und Neckarwestheim, die nach dem Ausstiegsplan der derzeitigen Regierung erst 2018 und 2021 endgültig stillgelegt werden.

Damit ist die Weiterbeschäftigung der in Obrigheim arbeitenden Kernkraftwerker weitgehend gesichert. Als Ersatz für das Kernkraftwerk wird der Region ein Holzschnitzelkraftwerk mit 10 Beschäftigten in Aussicht gestellt. Es wird kaum den Eigenbedarf des Ortes decken können. Man rechnet damit, daß der Region bei den Zulieferbetrieben des Kernkraftwerks allerdings rund 400 Arbeitsplätze verlorengehen.

Für Land und Region ist die Stillegung von Obrigheim also kein Grund zum Feiern. Anders sieht es der Umweltminister der rot-grünen Regierung in Berlin. Jürgen Trittin bringt zur Feier des Tages auf Kosten der Bundesbürger, die seinem zerstörerischen Treiben mehrheitlich zugestimmt hatten und ihm weiterhin schweigend zusehen, eine 12seitige Broschüre "Magazin zum Abschalten" heraus, die er in Baden Württemberg in einer Auflage von 1,3 Millionen verteilen lassen will. Rückgängig machen läßt sich die Stillegungsentscheidung, wenn sich jemand dafür einsetzen wollte, kaum mehr, denn allein für die Herstellung der Brennelemente wäre eine Vorlaufzeit von zwei Jahren erforderlich.

Obrigheim ist dieser Tage nicht das einzige Beispiel für die von den Wählern bisher mehrheitlich gewählte Selbstverstümmelung der deutschen Produktionsfähigkeit. In Hanau wurden gerade die letzten Brennelemente weggeschafft, die ursprünglich für den längst zum Freizeitgelände umfunktionierten Schnellen Brüter in Kalkar bestimmt waren. Sie werden in Frankreich in normalen Kernbrennstoff umgewandelt, was in Hanau nicht mehr möglich war, weil die für 2 Mrd. DM errichtete Mox-Aufbereitungsanlage vernichtet wurde, nachdem die Grünen selbst ihren Weiterverkauf an China sabotiert hatten. Allein der Wegtransport des radioaktiven Materials aus den Spaltstoffbunkern Hanaus kostete 240 Mio. Euro. "Erst mit diesem (Ab)Transport ist das Kapitel 'Schneller Brüter' in Deutschland endgültig beendet", jubelte Jürgen Trittin.

Damit ist das Kapitel in anderen Ländern aber durchaus nicht beendet, denn mit Hilfe des Schnellen Brüters läßt sich die Energieausbeute der herkömmlichen Kernbrennstoffe um das 60fache erhöhen. Die Welt zeigt sich von der deutschen Bedenkenträgerei völlig unbeeindruckt. Im Jahr 2004 erreichte die weltweite Produktion von Atomstrom mit 2738 Mrd. kWh einen neuen Rekord. Das ist fünfmal mehr als das, was an elektrischem Strom in Deutschland insgesamt verbraucht wurde.

Zwei Dutzend Kernreaktoren sind zur Zeit im Bau und Claude Mandil, der Chef der Internationalen Energie Agentur, spricht von einem forcierten Ausbau der Kernenergie (siehe Financial Times, 2.5.05). Die friedliche Nutzung der Kernenergie geht nicht zu Ende und wie die Kölner Rundschau am 23. April berichtete meinte selbst der Vorstandsvorsitzende der Windenergiefirma RE-Power, Fritz Vahrenholt, "Das Thema Kernkraft kommt 2006 wieder auf die Agenda, egal unter welcher Regierung", dann nämlich - so könnte man den Faden weiterspinnen - , wenn die Wähler die Verschwendung der jetzigen Regierung und die Vergeudung technischer Möglichkeiten nachhaltig genug zu spüren bekommen haben.


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