August 2001:
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Eins ist sicher, der DAX ist kein Nagetier

Welfinanzsystem vor Supergau Das Fazit der Bildungsmisere hat vielleicht am besten Heinz Rühmann in der "Feuerzangenbowle" beschrieben. Man holt die Lehrer aus dem Elfenbeinturm, schneidet ihnen die Haare, zieht sie ordentlich an, und setzt sie zurück auf die Schulbank, wo sie sich in der Disziplin der physischen Ökonomie üben können, anstatt den Schülern einzureden, wie man am besten an der Börse "Kasse macht".

Das Institut für Soziologie an der Universität Karlsruhe (TH) stellte kürzlich der Öffentlichkeit eine Studie vor, aus der hervorgeht, daß sich Schüler nicht für Wirtschaft interessieren. Es wurde deutlich, daß das Wissen der befragten 6280 Schülern von insgesamt 177 allgemeinbildenden Schulen (nicht nur Gymnasien) mit 293 Schulklassen in Baden-Württemberg völlig mangelhaft ist.

Das Projekt geht auf eine Initiative des Künzelsauer Unternehmers und Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Entrepeneurship an der Universität Karlsruhe, Prof. Reinhold Würth, zurück. Ziel der Studie war es, das Wissen Jugendlicher über Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenhänge zu erforschen und wissenschaftliche Belege darüber zu sammeln. Zum Beispiel wußten nur 20% der befragten Gymnasiasten, daß sich hinter dem Kürzel IT Informationstechnik verbirgt, allerdings wurde der DAX nicht zu den Säugetieren gerechnet. Auch die Mädchen, die generell über ein noch geringeres Wissen als die Jungen verfügen, rätselten gemeinsam darüber, wo der Sitz der Europäischen Zentralbank ist und welche Aufgaben das Europäische Parlament wahrnimmt. Letzteres ist allerdings auch für Erwachsene, die sich sonst in der Politik gut auskennen, eine offene Frage, gerade auch angesichts der im nächsten Jahr in Kraft tretenden Maastrichter Verträge.

Wie viele Euro es für 10 DM gibt, scheint kein Geheimnis mehr zu sein, was allerdings nichts über das Vertrauen der Schüler in die neue Währung aussagt. Über wirtschaftliche Zusammenhänge und Hintergründe besteht offensichtlich kein Informationsbedarf bei den jungen Leuten. Um diesem Defizit entgegenzuwirken, empfehlen die Autoren der Studie eine Änderung in der Lehrerausbildung und mehr wirtschaftliche Themen in den Lehrplänen für allgemeinbildende Schulen.

Ob allerdings mit solchen Maßnahmen das Interesse geweckt werden kann, erscheint sehr fraglich. Es müßte vielmehr über die Unterschiede und die Hintergründe einer rein monetären Politik, die dem produktiven Teil der Wirtschaft keinen Spielraum und keine Existenzberechtigung mehr einräumt, diskutiert werden. Es reicht nicht, daß Banken Monopoli- und Börsenspiele am PC anbieten und die zahlungskräftigen Jugendlichen, die in der Regel über reichliches Taschengeld verfügen, nur als zukünftige Börsenkunden betrachten. Auch hier gilt das Sprichwort: Wie gewonnen, so zerronnen.


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