September 2001:
Pfad:> Partei BüSo> BüSo Baden-Württemberg> Kultur> Archiv


Seminar der BüSo: Begegnung mit Kepler

Johannes Kepler In Johannes Keplers Geburtsort Weil der Stadt versammelte sich eine Gruppe Interessierter, um Himmelsbeobachtungen anzustellen und das Denken des Johannes Kepler kennenzulernen.

Nach den Sommerferien sollte die erste Veranstaltung der BüSo im Südwesten gleich ein besonderes Ereignis werden - und es wurde eines! Die Idee war, theoretische und praktische Erkenntnisse zu vermitteln; und dies unter dem Überbegriff Kepler.

André Nikolai, der das Seminar anregte und organisierte, war gleich in mehrfacher Hinsicht der "richtige Mann" für dieses Unterfangen. Da er in Weil der Stadt (nahe Stuttgart), dem Geburtsort von Johannes Kepler, wohnt, konnte er vor Ort die nötigen Vorbereitungen treffen. Er ist Hobbyastronom und konnte deshalb auch inhaltlich vieles beitragen; außerdem besitzt Nikolai ein Teleskop, mit dem der praktische Teil des Seminars durchgeführt werden konnte.

Am Freitag, dem 21. September gegen 20 Uhr traf sich eine Gruppe von etwa zehn Interessierten auf dem Marktplatz von Weil der Stadt, und wie es der Zufall wollte, riß genau in diesen Minuten der zuvor bewölkte Himmel auf, so daß die Sternbeobachtung am Rande des Städtchens stattfinden konnte. André Nikolai gab nacheinander einen Einblick in die verschiedenen astronomischen Erscheinungen am nächtlichen Sternhimmel, indem er sein Teleskop jeweils auf einen bestimmten Punkt am Firmament richtete und alle Anwesenden nacheinander durchschauen ließ. Dabei gab er Erläuterungen zu den verschiedenen Himmelskörpern. Man bekam dadurch nicht nur den Mars genauer zu Gesicht, sondern auch Doppelsterne, Sternhaufen, Galaxien und andere interessante Phänomene, und erst kurz vor Mitternacht wurde es den Sternbeobachtern zu kalt, so daß man sich bis zum nächsten Morgen trennte.

Um 10 Uhr am Samstagvormittag trafen sich die meisten vom Vorabend und zusätzlich noch eine ganze Reihe neuer Gäste, wodurch die Gruppe auf annähernd zwanzig Teilnehmer anwuchs. Der Treffpunkt war wiederum der Marktplatz, an dem das Geburtshaus von Johannes Kepler steht, in dem sich heute ein Museum über Leben und Werk des größten Sohnes der Stadt befindet. Die eineinhalbstündige Führung, die die Gruppe dort bekam, ist so sehenswert und detailreich, daß man am besten selbst an einer solchen Führung teilnimmt. Ein Ausflug zum Museum, verbunden mit einem Spaziergang durch den Ort oder die Umgebung im Vorschwarzwald lohnt sich auf jeden Fall!

Kurz vor Mittag versammelten sich die Seminarteilnehmer dann im Hotel Krone Post, wo sie von der BüSo-Landesvorsitzenden Elke Gregory zunächst über einige der Hintergründe der Anschläge in den Vereinigten Staaten informiert wurden. Anschließend folgte der Hauptvortrag, den Ralf Schauerhammer vom Fusions-Energie-Forum hielt: Er begann seine Ausführungen mit der Bemerkung, Kepler (1571-1630) sei ihm schon lange ein guter Freund geworden. Kepler sei der Schöpfer der modernen Naturwissenschaften. Seine Herangehensweise, die er sein ganzes Leben lang angewandt habe, sei die Suche nach den Ungenauigkeiten und Denkfehlern in bis dahin gültigen Lehrmeinungen und -sätzen gewesen, die er dann durch unermüdliche Forschung in ganz neue Hypothesen über die Gesetzmäßigkeiten des Universums umgewandelt habe.

Das jeweilige Weltbild, das von Ptolemäus, Kopernikus, Tycho Brahe u.a. entwickelt worden war, ließ sich einfach nicht mit den Beobachtungsdaten der Planetenbahnen in Einklang bringen, und so überprüfte der etwa 30jährige Kepler, nachdem er schon in ganz jungen Jahren eine beispiellose Ausbildung absolviert hatte, die einzelnen Annahmen seiner Vorgänger Stück für Stück, um sie auf ihre Fehler abzuklopfen. Nicht zuletzt aufgrund seiner theologischen Schulausbildung sei Kepler überzeugt gewesen, daß das Universum harmonischen Konstruktionsprinzipien gehorche, deshalb suchte er den Schlüssel zu einem klanglichen Gesamtkunstwerk des Planetensystems. Diesen fand er schließlich, indem er die Idee der kreisrunden Planetenbahnen durchbrach und durch elliptische Umlaufbahnen ersetzte.

Schauerhammer betonte, daß Kepler die ganzen Entdeckungen, die er dabei machte - ja selbst die drei berühmten Planetengesetze - nur als Teilschritte, fast als Abfallprodukte auf seiner kontinuierlichen Forschungsreise hin zur endgültigen Lösung dieses Weltenrätsels betrachtete; denn für Kepler sei, wie er selbst schreibt, die Welt das körperliche Abbild Gottes gewesen.

Der menschliche Geist aber, und das beweist dieser große Denker durch seine Entdeckungen, sei das seelische Abbild des Schöpfers. Deshalb sei der Mensch auch in der Lage, die wahre Schönheit der Aufbauprinzipien des Universums nach und nach zu erfassen - eine Weltsicht, wie wir sie uns heute wieder zueigen machen sollten, schon um der Wissenschaft willen.


Zurück zur Kultur-Hauptseite: