| November 1999: |
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Der drohende Kollaps der Philipp Holzmann AG, bei dem zusammen mit Zulieferbetrieben und Handwerksfirmen rund 80000 Arbeitsplätze auf dem Spiel standen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Krisen häufen sich:
Der unmittelbare Grund für diese Serie von Desastern liegt in den verheerenden Veränderungen, die seit den 70er und 80er Jahren bei den führenden internationalen Finanzinstitutionen stattgefunden haben: Statt einer staatlich geförderten Orientierung am Gemeinwohl, wie sie in den Aufbaujahren in der Nachkriegsperiode vorherrschte, kam die Wende zur radikalen freien Marktwirtschaft - ohne soziales Mäntelchen. Statt einer an wirtschaftlichem Wachstum und Produktivitätssteigerung orientierten Politik kam die blanke Profitgier der "Shareholder Value Society". Statt wissenschaftlich-technischem Fortschritt in Industrie und Landwirtschaft kamen die "nachindustrielle Dienstleistungsgesellschaft" und das "Informationszeitalter".
Bei der versuchten feindlichen Übernahme von Mannesmann durch die viermal kleinere Firma Vodafone geht es auch darum, daß Großbritannien in einer anglo-amerikanisch dominierten Globalwirtschaft die Kontrolle über die "Informationsgesellschaft", d.h. alles was mit Medien, Unterhaltung und Meinungskontrolle zu tun hat, ausüben will. Ein anderer Faktor ist der jahrhundertealte Haß, den die britische Oligarchie gegen Deutschland kultiviert.
Während der Zehn-Jahresfeierlichkeiten zum Fall der Mauer wurde Helmut Kohl nicht müde, in Interviews Margaret Thatchers Worte zu wiederholen, die er sie zufällig im Dezember 1989 auf dem EU-Gipfel in Straßburg hatte sagen hören: "Wir haben sie (die Deutschen) schon zweimal in diesem Jahrhundert geschlagen, und nun sind sie schon wieder da!"
Man erinnere sich auch an die haßerfüllte Kampagne von Thatchers Minister Ridley, der das wiedervereinigte Deutschland als "Viertes Reich" beschimpfte. Sie war Teil der psychologischen Kriegsführung, zu der auch Mitterrands Erpressung, die französische Zustimmung zur Wiedervereinigung an die Aufgabe der D-Mark zu binden, gehörte. US-Präsident George Bushs Variante war, Deutschland zur "Selbsteindämmung" anzuhalten. Solchermaßen unter Druck gesetzt, kam die Regierung Kohl zu dem Schluß, daß die Einbindung des wiedervereinten Deutschlands in ein Maastricht-Europa "eine Frage von Krieg oder Frieden" sei. Und so stimmte Kohl dem Maastrichter Vertrag zu, der zum Ziel hatte, die starke D-Mark durch den schwachen Euro zu ersetzen, die deutsche Wirtschaft zu schwächen und vor allem die staatlich geförderte Schaffung von Arbeitsplätzen, etwa durch Anschubfinanzierung von Infrastrukturprojekten, unmöglich zu machen. Sogar staatliche Beihilfen sind in der EU prinzipiell verboten, alle Ausnahmen müssen von Brüssel einzeln genehmigt werden!
Wie absurd die versuchte feindliche Übernahme von Mannesmann ist, wird daran deutlich, daß die Gesamtsumme, die Vodafone bietet, nicht nur die höchste ist, die je für den Kauf eines Unternehmens geboten wurde, sondern daß die Mannesmann-Beschäftigten 200 Jahre arbeiten müßten, um den entsprechenden Gegenwert zu erwirtschaften, so die Heidelberger Nachrichten am 20. November! Der größte Teil davon soll in Aktien gezahlt werden, und wie schnell die sich in Luft auflösen können, das haben die Holzmann-Aktionäre gerade gesehen.
Wir müssen uns in Deutschland dieser Position von Jospin und Fazio zuwenden und der Caligula-Karikatur Tony Blair und seinem "Dritten Holz-Weg" eindeutig den Rücken kehren. Die Existenz Deutschlands und ganz Kontinentaleuropas steht auf dem Spiel, deshalb darf es keine Rücksicht mehr auf Dogmen geben, die eine Überlebensstrategie unmöglich machen.
2. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau muß sofort in die Lage versetzt werden, Kredite zur Erhaltung existierender und zur Schaffung neuer produktiver Arbeitsplätze auszugeben. Dabei müssen die Kriterien der physikalischen Ökonomie streng befolgt werden.
3. Die Existenz der Landesbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen muß nicht nur erhalten, sondern ausgebaut werden, damit die Kreditversorgung des Mittelstandes gesichert ist.
4. Wie der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Wilhelm Lautenbach in seinem berühmten Memorandum an die Friedrich-List-Gesellschaft 1931 festgestellt hat, sind gerade unter Bedingungen einer internationalen Finanzkrise und Depression staatliche Investitionen in ohnehin notwendige Infrastrukturprojekte entscheidend wichtig. Solche Investitionen wirken nicht inflationär, weil sie realen gesellschaftlichen Wert schaffen, zur Kapitalbildung führen und die Wirtschaft allgemein in Schwung bringen. Solche Projekte sind heute z.B. der Bau eines Transrapid-Netzes in Deutschland und die Beteiligung am Ausbau der Eurasischen Landbrücke.
5. Inkompetente Manager, die mehr an Spekulation und virtuelle Dienstleistungen glauben als an die Produktion realer Güter, müssen durch Männer und Frauen, die etwas von Produktion verstehen, ersetzt werden. Das gleiche gilt für Bankiers, die sich wieder als Diener von Industrie und Landwirtschaft verstehen müssen, und nicht als größenwahnsinnige Diktatoren, die de facto als Feinde unserer Volkswirtschaft agieren.
Aber die Lösung dieser Krise verlangt mehr: Sie verlangt eine politische Lösung, und die kann es nur geben, wenn die Bürger zu Staatsbürgern werden und aktiv Verantwortung übernehmen, damit unser Land und unsere Zukunft gerettet werden kann!
Schließen Sie sich deshalb der BüSo an!