Juni 2006:

Johann Friedrich Cotta

Johann Friedrich Cotta
Der Verleger Johann Friedrich Cotta setzte alle seine Kräfte ein, geistvolle, kreative Menschen wie Schiller und Friedrich List zu fördern und zur Verbreitung ihrer Ideen beizutragen. Er war jedoch nicht nur als Verleger aktiv, sondern auch als Politiker und Landwirtschaftsreformer sowie als Pionier der frühen Industrialisierung in Württemberg.

Den folgenden Artikel veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung der Autorin Maria Schmitz.

Dieser Ausspruch des Dresdener Archäologen und Journalisten Karl August Böttiger veranschaulicht die hohe Wertschätzung, die Cotta von seinen Zeitgenossen entgegengebracht wurde. Uns ist er heute höchstens noch bekannt als Verleger und Freund von Schiller und Goethe. Dass er jedoch nicht nur aus dem kleinen Tübinger Traditionshaus den bedeutendsten literarischen und politischen Verlag Deutschlands gemacht hat, sondern auch als Politiker, als Pionier der frühen Industrialisierung in Württemberg und als Landwirtschaftsreformer aktiv war, ist den Wenigsten bekannt.

Wer war dieser Mann, der sich durch eine ungemeine Vielseitigkeit auszeichnete und mit allen Geistesgrößen seiner Zeit in Kontakt stand? Er war zwar selbst kein Genie, doch setzte er alle seine Kräfte ein, geistvolle, kreative Menschen wie Schiller und Friedrich List zu fördern und zur Verbreitung ihrer Ideen beizutragen.

Johann Friedrich Cotta wurde am 27.4.1764 in Stuttgart geboren. Ursprünglich wollte er Offizier werden und studierte deswegen Mathematik und Geschichte in Tübingen, später auch Rechtswissenschaften. 1785 begab er sich auf eine Bildungsreise nach Paris, wo er die ersten politischen Eindrücke empfing und die ersten Bekanntschaften mit Wissenschaftlern und Literaten schloß. Schließlich rief sein Vater ihn nach Hause und bot ihm die Übernahme der Tübinger Verlagsbuchhandlung an, die lange Jahre verpachtet gewesen war und ziemlich heruntergewirtschaftet war. Obwohl er keinerlei fachmännische Vorbildung für den Buchhandel hatte, erwarb der erst dreiundzwanzigjährige Cotta am 1. Dezember 1787 von seinem Vater für 17.000 Gulden den Tübinger Familienstammsitz und verfolgte zäh und unbeirrbar das Ziel, Ansehen und Kreditwürdigkeit des Hauses wieder herzustellen, auch wenn er anfangs mehr Schulden als Bücher hatte und sogar zu Fuß zur Leipziger Buchmesse gehen mußte. Um den Laden hochzubringen, brauchte er Geld und einen Partner. Den fand er in Christian Jakob Zahn, einen Studienkollegen, der auch schriftstellerisch und künstlerisch begabt war und 1795/96 für die Jugend Biographien von Benjamin Franklin und dem Weltumsegler Cook schrieb. Zahn hatte 1789 die Tochter des begüterten Calwer Bürgermeisters geheiratet und konnte daher auch die nötigen finanziellen Mittel zum Aufbau des Verlages beisteuern, so daß es allmählich aufwärts ging. Der entscheidende Durchbruch kam jedoch 1794 durch den Kontakt zu Friedrich Schiller.

Cotta und Schiller

Seit seiner spektakulären Flucht aus der Heimat wollte Schiller nach über zehn Jahren im Herbst 1793 gemeinsam mit seiner Frau zum ersten Mal wieder seine Familie in Schwaben besuchen. „Die Liebe zum Vaterland ist sehr lebhaft in mir geworden“, gestand er seinem Freund Körner in Dresden, „und der Schwabe, den ich ganz abgelegt zu haben glaubte, regt sich mächtig.“ Dieser Schwabe wünschte sogar, daß sein erstes Kind in der Heimat zur Welt käme. In Ludwigsburg, im Hause seines Jugendfreundes von Hoven, kam sein erster Sohn Carl zur Welt. Aus gesundheitlichen Gründen und wegen der familiären Ablenkungen arbeitete Schiller wenig und verdiente kaum etwas. Er lebte von der Zuwendung des Prinzen von Augustenburg und der von Herzog Karl August ausgesetzten Summe, die mehr einem Ehrensold als einer Einnahme gleichkam. Gerade als junger Vater mußte ihn diese finanzielle Unsicherheit besonders quälen. Cotta hatte bereits im Oktober 1793 über einen Jugendfreund Schillers, den Geheimsekretär Johann Christian Friedrich Haug, die ersten Kontakte zu seinem berühmten Landsmann angeknüpft. Als Schiller im März 1794 mit von Hoven einen Besuch bei seinem ehemaligen Lehrer Professor Abel in Tübingen machte, fand die erste persönliche Begegnung zwischen Schiller und Cotta statt. Schiller war zu einer Zusammenarbeit mit dem Verleger bereit, bedurfte er doch dringend einer festen Einnahmequelle, da die dänischen Zuwendungen nur auf drei Jahre befristet blieben und er aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr in der Lage war, seine Vorlesungen in Jena fortzuführen. Wie prekär seine Finanzlage war, zeigt sich darin, daß Schiller sofort nach seiner Rückkehr nach Stuttgart um einen Vorschuß von 200 Reichstalern bitten mußte, der ihm auch ohne Zögern bewilligt wurde.

Doch erst bei einem Gegenbesuch Cottas in Stuttgart im Mai 1794 kam es zu einer folgenreichen Diskussion, in der sie sich ihre so verwandten Pläne und Ideen anvertrauten. Schiller träumte schon lange von einer literarisch-philosophischen Zeitschrift, an der nur „die Ersten der Nation“ mitwirken sollten, um das kulturell-geistige Niveau zu heben, um klare Begriffe von Freiheit, Schönheit und den Aufgaben des schöpferischen Geistes zu bilden. Sein bisheriger Verleger Göschen hatte sich für diesen Plan nie begeistern können.

Cotta seinerseits hegte seit der Zeit seines Pariser Aufenthaltes den Plan einer großen deutschen politischen Zeitung, die mit offenen und klaren Worten den Kampf gegen Despotismus und für die Idee der Menschenrechte führen sollte. Diese „Europäische Staatenzeitung“ sollte sich absetzen vom Niveau der deutschen Provinzialzeitungen, „welche alle die Hoflivrée trugen oder doch mehr oder weniger spießbürgerlich einherschritten.“ In Schiller, dem Dichter der „Räuber“ und des „Don Carlos“, der 1792 sogar zum Ehrenbürger Frankreichs ernannt worden war, glaubte er den geeigneten Herausgeber dieser Zeitung gefunden zu haben. Man einigte sich in zwei Verträgen: in dem „Contract über den Verlag einer Allgemeinen Europäischen Staatenzeitung von Herrn Hofrat Schiller“ und in dem „Contract über die literarische Monatsschrift „Die Horen“ betitelt, welche unter der Aufsicht des Herrn Hofrat Schiller erscheinen soll.“

Im Juni 1794 sagte Schiller jedoch seine Teilnahme an der politischen Zeitung ab, er weist auf seine angegriffene Gesundheit hin und auf seine mangelnde Erfahrung als politischer Redakteur: „..Entsagen Sie also einer für uns beide so äußerst riskanten Unternehmung, insoferne wenigstens, als die Ausführung derselben auf mir beruhen soll. Nehmen Sie vielmehr meinen Rat an, Ihre ganzen Kräfte auf die Herausgabe der Horen zu verwenden, die für uns beide unendlich ehrenvoller, ungleich weniger gewagt und ebenso vielversprechend ist. Diese Unternehmung paßt für mich, ich bin in diesem Fache anerkannt, ich bin hinreichend mit Materialien versehen, und kann selbst bei einem geringen Grad von Gesundheit noch dafür tätig sein, weil ich es mit Neigung und mit innerem Berufe tun würde; und im schlimmsten Fall, wenn ich stürbe, wird sie ohne mich fortgehen können, da eine Auswahl der besten Schriftsteller dazu konkurriert....“ Doch wahrscheinlich war weniger Schillers angegriffene Gesundheit der Grund für seine Absage, unmittelbar politisch wirksam zu werden, als der weitere Verlauf der französischen Revolution, die er zwar mit Spannung verfolgte, doch deren Entwicklung zum radikalen Jakobinerterror ihn abschreckte. In seinen Briefen an den Erbprinzen von Augustenburg präzisiert er seine Stellung zu den aktuellen politischen Fragen und die Gründe für seine entschiedene Abkehr: „..Der Versuch des französischen Volks, sich in seine heiligen Menschenrechte einzusetzen und eine politische Freiheit zu erringen, hat bloß das Unvermögen und die Unwürdigkeit desselben an den Tag gebracht, und nicht nur dieses unglückliche Volk, sondern mit ihm auch einen beträchtlichen Teil Europas und ein ganzes Jahrhundert, in Barbarei und Knechtschaft zurückgeschleudert. Der Moment war der günstigste, aber er fand eine verderbte Generation, die ihn nicht wert war, und weder zu würdigen noch zu benutzen wußte. Der Gebrauch, den sie von diesem großen Geschenk des Zufalls macht und gemacht hat, beweist unwidersprechlich, daß das Menschengeschlecht der vormundschaftlichen Gewalt noch nicht entwachsen ist, daß das liberale Regiment da noch zu frühe kommt, wo man kaum damit fertig wird, sich der brutalen Gewalt der Tierheit zu erwehren, und daß derjenige noch nicht reif ist zur bürgerlichen Freiheit, dem noch so vieles zur menschlichen fehlt...Soll man also aufhören, danach zu streben? Soll man gerade die wichtigste aller menschlichen Angelegenheiten einem blinden Zufall anheim stellen, während das Reich der Vernunft nach jeder anderen Seite zusehends erweitert wird? Nichts weniger gnädigster Prinz. Politische und bürgerliche Freiheit bleibt immer und ewig das heiligste aller Güter, das würdigste Ziel aller Anstrengungen und das große Zentrum aller Kultur - aber man wird diesen herrlichen Bau nur auf dem festen Grund eines veredelten Charakters aufführen, man wird damit anfangen müssen, für die Verfassung Bürger zu erschaffen, ehe man den Bürgern eine Verfassung geben kann.“

In der Ankündigung der Horen kommt Schillers eigentliches Konzept einer geistigen Erziehung in schönster Form zum Ausdruck: „Zu einer Zeit, wo das nahe Geräusch des Kriegs das Vaterland ängstigt, wo der Kampf politischer Meinungen und Interessen diesen Krieg beinahe in jedem Zirkel erneuert, und nur alzuoft Musen und Grazien daraus verscheucht, wo weder in den Gesprächen noch in den Schriften des Tages vor diesem allverfolgenden Dämon der Staatskritik Rettung ist, möchte es ebenso gewagt als verdienstlich sein, den so sehr zerstreuten Leser zu einer Unterhaltung von ganz entgegengesetzter Art einzuladen. In der Tat scheinen die Zeitumstände einer Schrift wenig Glück zu versprechen, die sich über das Lieblingsthema des Tages ein strenges Stillschweigen auferlegen, und ihren Ruhm darin suchen wird, durch etwas anderes zu gefallen, als wodurch jetzt alles gefällt. Aber je mehr das beschränkte Interesse der Gegenwart die Gemüter in Spannung setzt, einengt und unterjocht, desto dringender wird das Bedürfnis, durch ein allgemeines und höheres Interesse an dem,was rein menschlich und über allen Einfluß der Zeiten erhaben ist, sie wieder in Freiheit zu setzen, und die politisch geteilte Welt unter der Fahne der Wahrheit und Schönheit wiederzuvereinigen.

Dies ist der Gesichtspunkt, aus welchem die Verfasser dieser Zeitschrift dieselbe betrachtet wissen möchten. Einer heitern und leidenschaftsfreien Unterhaltung soll sie gewidmet sein, und dem Geist und Herzen des Lesers, den der Anblick der Zeitbegebenheiten bald entrüstet bald niederschlägt, eine fröhliche Zerstreuung gewähren. Mitten in diesem politischen Tumult soll sie für Musen und Charitinnen einen engen vertraulichen Zirkel schließen, aus welchem alles verbannt sein wird, was mit einem unreinen Parteigeist gestempelt ist. Aber indem sie sich alle Beziehungen auf den jetzigen Weltlauf und auf die nächsten Erwartungen der Menschheit verbietet, wird sie über die vergangene Welt der Geschichte, und über die kommende die Philosophie befragen, wird sie zu dem Ideale veredelter Menschheit, welches durch die Vernunft aufgegeben, in der Erfahrung aber so leicht aus den Augen gerückt wird, einzelne Züge sammmeln, und an dem stillen Bau bessrer Begriffe, reinerer Grundsätze und edlerer Sitten, von dem zuletzt alle wahre Verbesserung des gesellschaftlichen Zustandes abhängt, nach Vermögen geschäftigt sein. Sowohl spielend als ernsthaft wird man im Fortgange dieser Schrift dieses einige Ziel verfolgen, und so verschieden auch die Wege sein mögen, die man dazu einschlagen wird, so werden doch alle, näher oder entfernter, dahin gerichtet sein, wahre Humanität zu befördern. Man wird streben, die Schönheit zur Vermittlerin der Wahrheit zu machen, und durch die Wahrheit der Schönheit ein daurendes Fundament und eine höhere Würde zu geben....“

Schiller gewann so bedeutende Autoren wie Goethe, Herder, Alexander und Wilhelm von Humboldt und andere als Autoren für die neue Zeitschrift. Wenn auch Cottas ursprüngliche Idee, Schiller für seine politische Zeitung zu gewinnen, sich zerschlagen hatte, so bedeutete die Übernahme der „Horen“ für den Verlag einen unermeßlichen Gewinn an Ansehen. Cotta wurde durch die Verbindung mit Schiller, dem „Zugpferd“ seines Verlages, wie man heute sagen würde, zu einem wohlhabenden Mann, denn durch Schillers weitreichende Verbindungen knüpfte er Beziehungen zu den glänzendsten Geistern des damaligen Deutschland: Goethe, Fichte, Herder, Hölderlin, Kleist, die Gebrüder Humboldt, Johann Heinrich Voß, alle, die dem Weimarer Dichter- und Gelehrtenkreis nahestanden, wurden früher oder später Autoren des Cotta-Verlages.

„Die Horen“ wurden anfänglich vom Publikum begeistert aufgenommen, vom ersten Heft, dessen Auflage 1.000 Exemplare betrug, mußten noch 500 nachgedruckt werden. Doch der hohe Anspruch dieser Zeitschrift, vor allem die philosophischen Beiträge, schreckte bald viele wieder ab. Doch Cotta ließ sich noch nicht entmutigen. 1795 schrieb er an Schiller über diejenigen, welche das Lesen der „Horen“ zu schwer fanden: “Wer die kleine Mühe scheut, sich das unendliche Vergnügen zu verschaffen, das das Studium Ihrer ästhetischen Briefe gewährt, dem sollte man das Lesen verbieten.“ Doch als die Abonnentenzahl immer weiter zurückging, erschien im März 1798 das letzte Heft.

Als Ersatz begann Schiller mit der Herausgabe des „Musenalmanach“, der von 1797-1800 bei Cotta erschien. Gemeinsam mit Goethe verfaßte er hier die „Xenien“, eine gründliche Abrechnung mit dem ganzen seichten zeitgenössischen Literaturbetrieb. In polemischer Form attackierten sie gemeinsam sowohl die platten Aufklärer als auch die übergefühlvollen Schwärmer und Frömmler, die mit ihrer Literatur den Markt beherrschten. Im nächsten Jahrgang setzten sie mit dem berühmten „Balladenalmanach“ weitere neue Maßstäbe. Schiller wurde erst durch die Verbindung mit Cotta aus dem Zustand chronischer Geldnot und ewigen materiellen Unsicherheiten befreit. Obwohl Cotta sich gerade erst selbst aus seiner Geldknappheit herausgearbeitet hatte, zeichnete er sich von Beginn an durch äußerst großzügige Honorierung aus, gewährte immer wieder Vorschüsse und schoß auch das Geld vor für den Ankauf des Gartens in Jena und später für den Hauskauf in Weimar. Bereits ein Jahr nach dem ersten Zusammentreffen schrieb er an Schiller: „Überhaupt rechne ich darauf, daß Sie in jedem Falle annehmen, offene Kasse bei mir zu haben ohne mindeste Rücksicht; denn ich nehme dies als Beweis Ihrer mir so schätzbaren Freundschaft an.“ Er bezeichnete sich als „immerwährender Schuldner“ Schillers und handelte auch danach, indem er von sich aus das mit Schiller vereinbarte Honorar für den innerhalb von zwei Monaten vergriffenen „Wallenstein“ um 1.100 Florin ( entspricht ca. 21.450 Euro) erhöhte, obwohl Nachdrucker ihm schweren Schaden zugefügt hatten. Für das Manuskript des „Fiesko“ hatte Schiller von Schwan in Mannheim damals insgesamt 110 Florin erhalten! Die Beziehung zu Schiller wurde immer enger und freundschaftlicher, wie sich am Briefwechsel ablesen läßt. Im Sommer 1796 schriebt Cotta: „ Ihr letzter Brief hat mich durch die Nachricht von der glücklichen Entbindung ihrer Frau Gemahlin herzliche Freude gemacht...Auch mir wurde vor 16 Tagen, eine Stunde vor dem Einmarsch der Franzosen (in Tübingen) ein gesunder Republikaner geboren.“ Und in einem Brief Schillers von 1798 lesen wir: „ Ich zweifle keinen Augenblick, daß unser Verhältnis, das anfangs bloß durch ein gemeinschaftliches äußeres Interesse veranlaßt wurde, und bei näherer Bekanntschaft eine so schöne und edle Wendung nahm, unzerstörbar bestehen wird. Wir kennen einander nun beide gegenseitig, jeder weiß, daß es der eine herzlich und schwäbisch-bieder mit dem andern meint und unser Vertrauen ist auf eine wechselseitige Hochschätzung gegründet: die höchste Sicherheit, deren ein menschliches Verhältnis bedarf.“

Wie unzerstörbar das Verhältnis der beiden war, wird erst wirklich deutlich nach Schillers frühem Tod. Schiller hatte in einem heroischen Kampf seiner Krankheit sein Arbeitspensum abgetrotzt. Als er am 5. Mai 1805 seinem Leiden erlag, tat Cotta alles, um die Existenz der Familie Schillers zu sichern und verlängerte insgesamt dreimal den einst mit Schiller abgeschlossenen Vertrag zugunsten der Erben.

Das Projekt der Allgemeinen Zeitung

Auch nach Schillers Absage hielt Cotta an seinem Lieblingsgedanken, der Herausgabe einer politischen Zeitung fest und übertrug nun dem badischen Professor Ernst Ludwig Posselt die alleinige Redaktion. Nach dem Tode Schubarts, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbunden hatte, hatte sich Posselt zum bekanntesten politisch-historischen Schriftsteller des Südwestens entwickelt und schrieb seit 1789 mit flammender Begeisterung für die Revolution in Frankreich als Wende in der Geschichte des Menschengeschlechts. Um die politische Zensur zu umgehen, hatte man sich zunächst für die Herausgabe eines historisch-politischen Magazins entschieden, die „Europäischen Annalen“, die von 1795 an unter Posselts Leitung als Monatsschrift erschienen und die dem Leser die Möglichkeit bieten sollten, die verschiedenen Staaten „nach ihren Staatskräften, ihren Einkünften, ihrem Handel, ihrer Kriegsmacht, ihrem Staatsrechte und Staatsinteresse näher zu studieren“. Diese Zeitschrift wandte sich mehr an Gelehrte, Publizisten und Politiker als an ein allgemeines Publikum. Doch Cotta ruhte nicht eher, bis er seine ursprüngliche Idee einer politischen Tageszeitung in die Tat umsetzen konnte. In einer Vorankündigung vom 31. Oktober 1797 wird der Plan eines politischen Tagblattes, die „Neueste Weltkunde“ zusammengefaßt: „Daß jedem denkenden Menschen daran liegen muß, die Welt zu kennen, worin er lebt; daß dies Interesse, seitdem es eine Geschichte gibt, nie größer war als izt, in der Epoche von Ereignissen, welche so außerordentlich sind, daß wir über ihren bisherigen kühnen Lauf nur staunen können, und ihre weitere Entwicklung kaum zu ahnen wagen; so weitgreifend in ihren Grundsätzen und Folgen, daß sie das ganze, jetzige und zukünftige Schicksal des Menschengeschlechts umfassen...“ „Wie ein treuer Spiegel solle (dies politische Tagesblatt) die wahre und ganze Gestalt unserer Zeit zurückstrahlen, so vollständig, als ob (sie) der ganzen Menschheit angehöre, so untergeordnet den großen Grundsätzen der Moral und bürgerlichen Ordnung, als ob (sie) ganz auf das Bedürfnis einer Welt voll Gärungsstoff berechnet wäre, so edel in Sprache und so unparteiisch in Darstellung, als ob (sie) auf die Nachwelt fortdauern solle...“

Doch die versprochene Unparteilichkeit konnte die „Neueste Weltkunde“ nicht lange halten. Posselt, dessen lebhafter Geist in vielem an Friedrich List erinnert, führte eine ungewohnt offene, freimütige Sprache. Er hatte zwar auch die jakobinische Diktatur kritisiert, aber nach dem Sturz Robbespierres hatte er erneut und leidenschaftlich für die französische Republik Partei ergriffen, wodurch er zwangsläufig bei den Machthabenden Anstoß erregen mußte. Sowohl der österreichische als auch der russische Gesandte beschwerten sich mehrmals über Beiträge, in denen die neue Freiheit Frankreichs der Unfreiheit der anderen europäischen Länder gegenübergestellt wurde. Cotta versuchte die Wogen zu glätten, indem er Ludwig Ferdinand Huber, den ehemaligen Freund Schillers aus dem Körner-Kreis, Posselt als Mitredakteur zur Seite stellte. Huber teilte zwar Posselts politische Ansichten, war aber in seiner Ausdrucksweise etwas gemäßigter.

Österreich bestand jedoch darauf, das unbequeme Organ zum Schweigen zu bringen, das auf die Stimmung des Volkes in Schwaben den schädlichsten Einfluß habe, da „diese Schrift die französischen Grundsätze reizend vorstellt..“ Was die Vertreter des Habsburger-Reiches vor allem beunruhigte, war die Forderung der württembergischen Landstände nach Aufhebung der Leibeigenschaft. Diese Forderung habe die Absicht, das einfache Volk für die Revolutionsideen zu gewinnen und die Cottasche Zeitung sei eine gefährliche Verbreitungsquelle dieser „Revolutionsseuche“ . So wurde per kaiserlichem Befehl der Druck und die Verbreitung der Zeitung verboten. Cotta konnte beim württembergischen Herzog jedoch die Herausgabe einer neuen Zeitung, der „Allgemeinen Zeitung“ erwirken, indem er sich verpflichtete, sich der württembergischen Zensur zu unterwerfen und selbst die Verantwortung für den Inhalt zu übernehmen. Am 9. September 1798 erschien erstmals in Stuttgart die Cottasche Allgemeine Zeitung. Ludwig Ferdinand Huber wurde jetzt neuer Herausgeber, Posselt schied offiziell aus der Redaktion aus und ging nach Karlsruhe, erhielt aber einen unbefristeten Mitarbeitervertrag.

Zu erneuten Schwierigkeiten kam es, als Cotta persönlich beim Herzog in Ungnade fiel, weil er im November 1799 im Auftrag der Landstände eine geheime Gesandschaft nach Paris unternommen hatte, um bei dem gebürtigen Württemberger Reinhard, der seit Juni 1799 zum Außenminister der französischen Republik aufgestiegen war, eine schonende Behandlung seines Landes durch die vorrückenden französischen Truppen zu erreichen. Was waren die Hintergründe? Am 17. August 1796 hatte Württemberg mit der französischen Republik einen Seperatfrieden abgeschlossen und sich zur Neutralität während des Krieges verpflichtet. Als nach Auflösung des Rastatter Kongresses im April 1799 die Feindseligkeiten zwischen Frankreich und Österreich wieder ausbrachen, ergriff der Herzog jetzt die Partei Österreichs, das ihn mit der Kurwürde lockte. Auf den Protest der Landstände gegen die verfassungswidrige einseitige Organisation des Landsturms reagierte er einfach mit der Auflösung des Landtags. Als die französischen Generäle offen drohten, das vertragsbrüchige Land der Plünderung preiszugeben, beschlossen die Landstände, einen eigenen Gesandten nach Frankreich zu schicken, um Schlimmeres zu verhindern. Cotta schien dazu der geeignete Mann zu sein, da er schon länger mit Reinhard befreundet war und mit ihm in Korrespondenz stand. Inzwischen hatte jedoch Napoleons Staatsstreich vom 9. November die bisherige französische Regierung bereits gestürzt, ehe Cotta in Paris eintraf, so daß Reinhard in dieser unsicheren Situation ihn nur noch an seinen Nachfolger empfehlen konnte. Der Herzog sah in diesem Vorgehen der Landstände eine hochverräterische Handlung, auf die er mit Verhaftungen und Einkerkerungen der Führer der Landstände reagierte. Auch Cotta wurde verhört, ging jedoch straffrei aus. Doch hatte er sich mit seiner Pariser Reise die persönliche unauslöschliche Feindschaft des Herzogs zugezogen, der von nun an jeden Vorwand nutzte, um gegen die „Allgemeine Zeitung“ vorzugehen.

Doch erst am 13. Oktober 1803 konnte der inzwischen von Napoleons Gnaden zum Kurfürsten aufgestiegene ein Verbot durchsetzen. Cottas unmittelbare erste Reaktion auf diesen Schlag in das Zentrum seines politischen Gestaltungswillens war Resignation: „ Daß es mich schmerzen muß, ein Kind, das ich mit so vieler...Sorge aufzog, nun zu verlieren, wird mir jeder glauben“, schrieb er an Reinhard, „inzwischen hätte ich es anderswo wohl fortsetzen können, allein ich bin zu müde, Deutschland ein Institut länger aufzuzwingen, dessen Werth nun erst erkannt werden wird; auch mag ich dem Churfürsten von Wirtemberg nicht die Freude machen, auszuwandern, die freimüthigen Männer werden ohnediß bei uns immer seltener...“ Friedrich Schiller versuchte ihn in dieser Haltung zu bestätigen:“ Daß die Allg. Zeitung verboten worden, habe ich mit weniger Unruhe erfahren, weil Sie mir selbst gesagt, daß dieses Institut Ihnen nichts eintrüge. Es schien mir also eher eine günstige Gelegenheit, diese Unternehmung mit Anstand abzubrechen, die Ihnen doch so viele Schererey machte und wenig Nutzen versprach. Auch würde ich Ihnen recht sehr ans Herz liegen, sich recht zu bedenken, ehe Sie sich auf etwas neues und weit aussehendes politisches Werk einlassen. Auch ist ein solches immer eine Quelle von Verdruß und welches den übelwollenden Menschen im Vaterland immer einen Vorwand darbieten wird, Sie zu incommodieren...“(27. Oktober 1803)

Doch Schiller verkannte Cottas politische Haltung, für den diese Zeitung nicht einfach eine Frage der Ökonomie war, sondern ein Herzensanliegen, mit dem er Einfluß nehmen konnte auf die Gestaltung einer neuen politischen Welt. Cotta beschloß, nicht aufzugeben und anstatt selbst ins Exil zu gehen, das Blatt zu exilieren. An Schiller schrieb er: “Mein Churfürst kann nur durch Entgegensetzung von Kraft gebändiget werden, mein persönlicher Feind ist er ohnediß, und also will ich, muß ich einen Kampf bestehen.“ (11. November 1803) Mit dieser tiefen Überzeugung, mit der er sich seinem despotischen Landesherren entgegenstellte, bewies er ganz im schillerschen Sinne „Bürgerstolz vor Fürstenthronen“. Er verlegte die Zeitung ins damals bayrische Ulm und ab 1810 nach Augsburg , wo sie zur führenden politischen Zeitung des 19. Jahrhunderts aufsteigen sollte und trotz der politisch bewegten Zeit, Verschärfung der Zensur nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819 ein wachsendes Ansehen in ganz Europa genoß. Ihre Korrespondenten berichteten vom polnischen Aufstand wie vom griechischen Freiheitskampf, den Cotta auch finanziell unterstützte, von den Fraktionskämpfen in Frankreich, als auch von der Revolution in Italien und Spanien um 1820/21. Zum Kreis ihrer Mitarbeiter gehörten u.a. Heinrich Heine, Alexander von Humboldt und Friedrich List.

Cotta als Politiker

Über den Politiker Cotta erfahren wir trotz seiner umfangreichen Korrespondenz recht wenig. Es existiert auch so gut wie keine Korrespondenz zu seinem Bruder, der sich zu einem radikalen Jakobiner entwickelt hatte. Wahrscheinlich verbrannte er aus Vorsicht in dieser unruhigen Zeit einen Teil seiner Briefe politischen Inhalts. Nur die Korrespondenz zu seinem Freund Karl Friedrich Reinhard, der im revolutionären Frankreich diplomatische Karriere gemacht hatte und seit Sommer 1798 in Florenz Gesandter der französischen Republik war, ist erhalten. „In der Landschaft selbst gibt es zwei Parteien, die eine will die Festgründung und Ausbildung unserer Constitution, die andere will gänzliche Umänderung der Republik. Wenn der Krieg ausbricht, wie es im gegenwärtigen Augenblick unvermeindlich scheint, so ist das Letzte ohnediß das Schicksal Schwabens und eines großen Teils von Teutschland.“ So schrieb Cotta an Reinhard am 21. August 1798, er rechnete in diesem Sommer mit einer radikalen Verfassungsänderung in seiner Heimat, da die Landstände die Aufhebung des Feudalsystems forderten und ihre Anführer mit der revolutionären Bewegung in Verbindung traten. Man hoffte in dieser Zeit auf eine schwäbische Republik, Cotta war sogar schon als Finanzminister im Gespräch. Reinhard schrieb am 25. August 1798: „Wir leben in einem Zeitpunkt, wo keine andere Wahl stattfindet, als zwischen dem französischen System mit allen seinen Gebrechen und zwischen dem System Pauls I. (Rußland) mit allen seinen Vorzügen.“ Doch Cotta konnte sich nicht vorbehaltlos für das französische System entscheiden.

Nach den schwierigen Umbrüchen im Ablauf der Revolution hegte er große Zweifel, ob die Menschen den höheren politisch-moralischen Ansprüchen einer republikanischen Staatsform gewachsen sein würden. Er hatte den Machtmißbrauch der republikanischen Besatzungsverwaltung selbst erlebt und sah kaum jemanden, der diesem hohen moralischen Anspruch standhalten können würde: „Mit Einem kann ich nicht fertig werden, wenn ich mir auch das ganze Übrige so denke, wie ich es als Menschenfreund denken muß; dies ist: Die Wandelbarkeit der Stellen und die darum bei dem gewöhnlichen Schlag von Menschen notwendige Begierde von diesen Stellen den möglichsten Nutzen zu ziehen. Für große Menschen, für echte Republikaner, hat dies nichts zu bedeuten, allein wir müssen die Menschen doch nehmen, wie sie dem größten Teil nach sind...“ vertraute er Reinhard an. Er fürchtete, daß eine kompromißlose Durchsetzung republikanischer Ideen die menschlichen Leidenschaften zu sehr aufreizen würde und glaubte, daß erst eine umfassende Erziehung des Volkes zur höheren Vollkommenheit aller Kräfte zu einer wirklichen Republik führen würde. Damit dachte er ganz im Sinne Schillers („Ein großer Moment hat ein kleines Geschlecht gefunden“), der überzeugt war, daß nur durch Charakterbildung Bürger für eine republikanische Verfassung geschaffen werden könnten. Aus diesen Gründen zog Cotta die Reform der ständisch-monarchischen Verfassung ihrer revolutionären Neugestaltung vor.

Nach der Niederwerfung Napoleons 1814 begann Cotta eine aktivere politische Rolle zu spielen. So reiste er als Bevollmächtigter der deutschen Buchhändler zum Wiener Kongreß, um neben den ökonomischen Interessen seines Berufsstandes, der Forderung für ein allgemeines Nachdruckverbot, da die Raubdrucke für die Verleger große wirtschaftliche Verluste bedeuteten, vor allem die Forderung nach allgemeiner Pressefreiheit in den Mittelpunkt zu stellen. Auf dem Kongreß sollten die 38 Staaten des Deutschen Bundes eigenständige Verfassungen beschließen. Cotta hoffte natürlich wie viele andere, daß jetzt endlich die drängenden Fragen von Einigkeit und Menschenrechten diskutiert werden würden. Daher wollte er die Öffentlichkeit am Entstehungsprozeß der erwarteten Reichsverfassung wie der Landeskonstitutionen, an der gesamten Neuorganisation Deutschlands beteiligt sehen. Die Pressefreiheit war für ihn eine wichtige Voraussetzung dafür, daß sich überhaupt erst eine ungehinderte Diskussion über die verfassungspolitische Zukunft in Deutschland entwickeln konnte. Cotta konnte natürlich nicht ahnen, daß er bereits von der Geheimpolizei Metternichts sorgfältig beobachtet wurde und seine enge Zusammenarbeit mit der preußischen Kanzlei Hardenbergs, in der auch Wilhelm von Humboldt mitwirkte, auffiel. So meldete ein Polizeibericht: „Die Herren Bertuch und Cotta..sind alle Tage bei Hardenberg. Die bedeutenden Artikel der Cotta´schen „Allgemeinen Zeitung“ über den Kongreß werden in des F. Hardenberg Kanzlei conzipiert..“ Doch die Hoffnungen aller fortschrittlich gesinnten Deutschen wurden aufs Bitterste enttäuscht. Ohnmächtig mußten sie mitansehen, wie Metternich alle Beteiligten durch endlose, ausufernde Verhandlungen und Intrigen hinhielt und durch ausgelassene, von der Sache ablenkende Vergnügungen einschläferte, bis die alten Mächte ihre reaktionäre, restaurative Ordnung wieder durchgesetzt hatten. Metternich ging es nur um Fragen der Macht, nicht um Grundsätze oder gar Ideale. Trotzdem hoffte Cotta auf Verbesserung der Zustände, da der Württembergische König als Erster die Initiative für eine eigenständige Verfassung ergriffen hatte. Anfang Februar 1815 schrieb er an Charlotte Schiller: „Für den Menschenfreund ist dieser Congreß das traurigste Schauspiel..Wir wollen uns nur mit dem Gedanken trösten, daß dieser Congreß das große Gute doch bewirkt hat, daß wir in vielen Staaten Verfassungen erhalten und also zum Guten fortschreiten können. Auch die Württembergische gibt uns Hoffnung, da ich behaupte, man müsse mit Wenigem zufrieden seyn, und das Gute sey der Weg zum Bessern. In wenigen Tagen reise ich zurück.“ Das neue Landtagswahlrecht sah vor, daß nun jeder Abgeordneter werden konnte und nicht nur Kommunalbeamte wie im altständischen Wahlrecht. Daher hoffte Cotta jetzt endlich eine direkte politische Rolle spielen zu können und kehrte so schnell wie möglich von Wien nach Stuttgart zurück. Er wurde als Abgeordneter Böblingens in den Landtag gewählt.

Der Kampf um die württembergische Verfassung

Bereits seit dem Landesgrundgesetz von 1514 war in Württemberg festgeschrieben, daß „Hauptkriege“ nur noch mit „Rat, Wissen und Willen“ der Landstände geführt werden dürften und eine Mitsprache der Landstände bei Steuererhebungen und Veräußerungen von territorialem Besitz bestand. Dieses alte Recht hatte der Herzog mit Füssen getreten, als er 1799 einseitig Steuern und Kriegsmannschaft erhob und mißliebige Mitglieder der Landschaft, die ihm zu revolutionär erschienen, kurzerhand inhaftieren ließ. Er verfuhr damit ganz im Sinne Kaiser Napoleons, der ihn 1803 zum Kurfürsten erhoben hatte und ihm empfahl: „Chasses les bougres!“ – „Verjagen Sie die Kerle!“ Nachdem Kurfürst Friedrich am 27. Dezember 1805 die Königswürde angenommen hatte, hob er die ständische Verfassung am 30. Dezember 1805 vollständig auf, um von nun an absolutistisch zu regieren. Eine überaus luxuriöse Hofhaltung, Günstlingswirtschaft und immer wieder Aushebungen von Soldaten für Napoleons Armeen steigerten den allgemeinen Mißmut in der Bevölkerung. Als Mitglied des Rheinbundes war Württemberg verpflichtet, für Napoleons Armee Soldaten zu stellen. So nahmen 15.800 württembergische Soldaten am Rußlandfeldzug der Grande Armée teil, nur etwa 300 kehrten zurück.

Nach der Niederwerfung Napoleons hofften viele auf die Erneuerung der politischen Verhältnisse. Beim Wiener Kongreß wurden allgemeine Verfassungsgarantien aufgestellt, an die sich auch der württembergische Herrscher halten mußte. Um einer eventuellen Einflußnahme des Deutschen Bundes zuvorzukommen, berief Friedrich bereits im März einen Landtag ein und legte eine Verfassung vor. Der Landtag wollte sich jedoch nichts aufoktroyieren lassen, man mißtraute der radikalen Kehrtwende des Königs, forderte eine Beendigung der Willkürherrschaft, eine konstitutionelle Monarchie und liberale Reformen, doch es gab auch „Alt-Württemberger“, die lautstark die Wiedereinführung der alten Stände und der früheren Verfassung forderten.

Cotta und Friedrich List

Damit setzte ein viereinhalb Jahre dauernder Verfassungsstreit ein, bei dem Cotta alle seine politischen Verbindungen und seine Zeitungen nutzte, um die Ziele der Reformbewegung zu unterstützen. Inzwischen war sein Freund, der Freiherr von Wangenheim, vom König zum offiziellen Berater und Vermittler im Verfassungsstreit berufen worden. Nach der Gründung der Heiligen Allianz im September 1815, die alles Andere zum Ziel hatte als die Herstellung des verfassungspolitischen Rechtszustandes zwischen Herrscher und Volk, erhofften Cotta und Wangenheim nichts mehr von der Verfassungsbewegung im Reich. Sie wollten selbst ein Vorbild für Deutschland schaffen. Gemeinsam beschlossen sie, für eine moderne verfassungspolitische Lösung zu streiten und den Einfluß der Aristokratie, die auf ihrem alten Recht beharrte, zurückzudrängen. Cotta in einer Rede vom 15. November 1815: „Wie klein würden wir in den Augen jedes Weltbürgers erscheinen, wenn wir den günstigen Zeitpunkt nicht zu ergreifen wüßten, der das Glück unseres Vaterlands durch eine kluge Einrichtung in eine liberale Verfassung begründen könnte.“

Doch immer wieder stockten die Verhandlungen, so leicht wollten die Stände nicht von ihren Gewohnheitsrechten Abstand nehmen. Da man sich nicht einigen konnte, arbeitete man in getrennten Kommissionen jeweils einen Verfassungsvorschlag aus. Die Fronten schienen unüberbrückbar, als am 30. Oktober 1816 unerwartet Friedrich I. starb. Der neue Regent Wilhelm I. war liberalen Ideen gegenüber aufgeschlossener als sein Vorgänger. Er ernannte Wangenheim zum Minister für das Kirchen- und Schulwesen und den Reformer Kerner zum Innenminister. Friedrich List schrieb, daß Wangenheim „mit dem heldenmäßigen Entschluß, der Despotie, der Oligarchie und der Feudalaristokratie zum Trotz die herrschenden Mißbräuche auszurotten und eine konstitutionelle Monarchie zu gründen,“ antrat.

Wangenheim war bereits vorher auf den jungen Friedrich List aufmerksam geworden und förderte seine Vorschläge für eine dringend notwendige Verwaltungsreform. List hoffte jetzt, daß eine demokratischere Verfassung verabschiedet werden würde als der Entwurf der Ständeversammlung. Doch die neue Regierungsvorlage, zu der List auch viele Gedanken beigetragen hatte, war von den alten württembergischen Ständen entschieden abgelehnt und mit einem restaurativ-konservativen Gegenentwurf beantwortet worden. Sie dachten nicht daran, ihre Pfründe aufzugeben, sondern wollten auf jeden Fall ihre privilegierte Position halten und keinerlei Herrschaftsbefugnisse abtreten. List reagierte mit einer Kritik des ständischen Verfassungsentwurfs, die er unter das kennzeichnende Motto stellte: „Vor dem Sklaven – wenn er die Kette bricht – vor dem freien Bürger erzittert nicht!“ (Schiller: Die Worte des Glaubens). Jetzt müsse endlich der oligarchische Egoismus einer altständischen Ordnung durch eine liberale Verfassung überwunden werden, die auch der Gemeinde Freiheit gibt und damit erst „zum Leben erweckt“ werde.

„Hunderttausend Bürger müssen aufrecht dastehen und ihre Geisteskräfte üben – nicht dreißig Aristokraten!“ Er forderte die Übernahme der politischen Verantwortung durch das Volk und lehnte den vom alten Landadel eingeforderten Ständestaat rigoros ab. Stattdessen forderte er eine Verfassung, die allen Bürgern gewisse Rechte garantierte: Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, Redefreiheit, Gewerbefreiheit, Freiheit der Berufswahl und das Recht auf freie Auswanderung und Reisen. Durch eine demokratische Reform der Gemeindeverwaltung sollte die Macht der Beamten und lokalen Amtsträger, die überwiegend mit den konservativen Ständen sympatisierten, durch vom Volk gewählte Räte eingeschränkt werden.

Mitlerweile hatte sich jedoch das Blatt gewendet, die reformfreudigen Politiker wurden zurückgedrängt. Wangenheim wurde am 3. November 1817 von seinen Ministerpflichten entbunden. Mit der Ernennung des Freiherrn von Maucler zum Justizminister war deutlich geworden, daß der König jetzt auf den Rat von Ministern hörte, die wenig Verständnis für den Reformeifer Wangenheims hatten. Da List damit seinen Förderer verloren hatte, war er seinen politischen Feinden ausgeliefert. Er war zwischen die Stühle geraten, die Reformer sahen in ihm einen „Ministerialagenten“, die Konservativen lehnten ihn als Revolutionär ab. Auch Cotta, der versucht hatte, den verständigungsbereiten Teil der Stände für die Reformideen zu gewinnen, geriet unter massive persönliche Attacke der „Altrechtler“, die alles dransetzten, seine Allgemeine Zeitung mundtot zu machen, in der er unter anderem Beiträge von List veröffentlicht hatte, und die auch vor persönlicher Diffamierung nicht zurückschreckten. Doch Cotta ließ sich auch durch Anpöbeleien und Tumulte auf der Straße nicht einschüchtern.

Im Juli 1819 fanden Wahlen zu einer neuen Ständeversammlung statt. List wurde von seiner Heimatstadt Reutlingen in die Ständeversammlung gewählt. Da er jedoch erst im August das erforderliche Mindestalter von 30 Jahren erreichte, wurde seine Wahl für ungültig erklärt. Im September 1819 schrieb List auf Verlangen einiger Freunde aus Stuttgart eine Eingabe an die Ständeversammlung, in der er den Verfassungsentwurf als das Produkt „einer Tripelallianz zwischen der alten Feudalaristokratie, der neuen Beamtenoligarchie und der Ministerwillkür“ bezeichnete. Mit dieser harschen Kritik machte er sich das Ministerium zum erbitterten Feind, das von nun an alles versuchte, ihn unschädlich zu machen. Als es im Herbst 1819 endlich zu einer Einigung zwischen Regierung und Landtag kam, war die Furcht vor den massiven Freiheitsbeschränkungen durch die „Karlsbader Beschlüsse“ wohl die Haupttriebfeder, die jetzt zur Zustimmung der Landstände zur Verfassung beitrug. Das Paradox bestand darin, daß die ursprünglichen liberaleren Ideen des Königs sich nicht gegenüber den konservativeren Auffassungen der ständischen Oligarchie hatten durchsetzen können und es jetzt zu einem Verfassungskompromiß gekommen war, in dem nur die Formen, aber nicht das Wesen politischer Freiheit gewährt wurde.

Ende 1820 wählte Reutlingen List zum zweiten Mal in die Kammer. Diesmal konnte die Wahl nicht beanstandet werden und er begann sofort seine Tätigkeit mit einer Zahl von Anträgen, die sich mit dem Tiefstand von Handel und Gewerbe und der zu hohen Besteuerung des Volkes befaßten. Anfang Januar besuchte er Reutlingen, um sich die Beschwerden seiner Wähler anzuhören und vereinbarte, ihre Anliegen in einer Bittschrift an den Landtag festzuhalten, die er nach seiner Rückkehr nach Stuttgart entwarf und Cotta zeigte. Cotta erhob keine Einwände gegen die Schrift, da sie nichts enthielt, was List nicht bereits vorher kritisiert hatte. List ließ die Petition in einer Auflage von 1.000 Exemplaren lithographisch vervielfältigen und einige hundert Exemplare verteilen. Damit wurde die Bittschrift zu einem politischen Manifest, daß die Bevölkerung mobilisieren sollte. In dieser „Reutlinger Petition“ geißelte er die Mißstände der Bürokratie und Gesetzgebung, „die das Mark des Landes verzehren und die bürgerliche Freiheit vernichten.“ Der leidenschaftliche, polemische Ton provozierte und die Folgen ließen auch nicht auf sich warten. Ende Januar wurde bereits ein gerichtliches Verfahren wegen Verletzung des Pressegesetzes, Majestätsbeleidigung und Beamtenverleumdung gegen List eingeleitet und der Landtag aufgefordert, List das Abgeordnetenmandat zu entziehen. Obwohl Cotta und Uhland sich sehr für List einsetzten, wurde er nach nur zweimonatiger Zugehörigkeit zum Landtag mit 56 gegen 36 Stimmen aus dem württembergischen Parlament ausgeschlossen, da der Justizminister von Maucler angedroht hatte, der König werde den Landtag auflösen, falls dieser sich widersetzen würde. List war vielen höheren Beamten und einigen einflußreichen Ministern schon seit Jahren ein Dorn im Auge, jetzt sahen sie endlich eine willkommene Gelegenheit, sich ein für allemal dieses unbequemen Kritikers und Revolutionärs zu entledigen. Seine Verurteilung sollte ein Exempel statuieren und ähnlichen Bestrebungen einen Riegel vorschieben, daher war die abschreckende Höhe des Strafmaßes von zehn Monaten Festungshaft ungewöhnlich hoch.

List flüchtete ins benachbarte Ausland, um von dort seine Rehabilitierung zu betreiben. An Cotta schrieb er, daß der Gerichtsbeschluß “das Representativsystem und die Würde des Representanten schändet“ und daß er den „Schreibern“ von Beamten nicht die Befriedigung gönnen werde, ihn in der Haft niedrige Tätigkeiten verrichten zu sehen. Cotta bemühte sich beim König um eine Begnadigung oder Abmilderung des Urteils, aber seine Bemühungen hatten keinen Erfolg. Anfang August 1824 kehrte List nach Stuttgart zurück, in der Hoffnung, daß seine freiwillige Rückkehr den König umstimmen würden. Doch bereits am 6. August befand er sich auf der Feste Hohenasperg, wo er sich mit dem Abschreiben von Listen beschäftigen mußte. Aber er sandte auch Cotta Mitteilungen über Eisenbahnen als „seltsames Erzeugnis seiner Festungsmuße“ und erklärte seine Bereitschaft, die“ewige Verbannung“ als Preis der Freiheit zu akzeptieren. Cottas unablässige Bemühungen hatten endlich Erfolg: Justizminister von Maucler war bereit, einer vorzeitigen Haftentlassung zuzustimmen, wenn List mit seiner Familie in die USA auswanderte und auf seine württembergische Staatsbürgerschaft verzichtete. Anfang 1825 wurde er aus der Haft entlassen und Ende April schiffte sich die Familie in le Havre nach New York ein. Später schrieb List, daß Johann Friedrich Cotta der einzige gewesen sei, „der mich im Unglück nicht verließ. Mehr als 20 Briefe besitze ich von seiner Hand, die ich als Beweis seiner Ansichten über meine Verfolgung mit religiöser Sorgfalt aufbewahre.“

Cotta und der Zollverein

Auch nach Friedrich Lists Abreise nach Amerika war Cotta im Sinne Lists tätig. Bereits 1819 hatte er mit List dessen Plan eines „Deutschen Handels- und Gewerbevereins“ eingehend erläutert. Als Buchhändler, dessen Erzeugnisse durch ganz Deutschland gingen, waren ihm die Probleme der verschiedenen Zollsysteme Deutschlands bewußt. Enttäuscht vom Scheitern der verfassungspolitischen Einigung Deutschlands, mußte er erkennen, daß es hierzu Vorstufen bedurfte. Gerade als Kaufmann sah er in der Begründung eines großen Zollgebiets einen wichtigen Schritt zur wirtschaftlichen Einigung Deutschlands. Sein Freund und Mitstreiter im württembergischen Verfassungskampf, Freiherr von Wangenheim hatte schon seit 1817/18 zusammen mit Friedrich List die Idee der Wirtschaftseinheit öffentlich propagiert und bei den Darmstädter Konferenzen von 1822/23 die Aufhebung der Binnenzölle und die Einführung eines gemeinsamen Grenzzollsystems zwischen mehreren kleinen und mittleren deutschen Staaten erreicht. Als im April 1827 mit einem bayerisch-württembergischen Vertrag die erste größere Zolleinigung in Deutschland begründet wurde, wußten nur wenige, daß Cotta selbst am Zustandekommen dieses Vertrages als Unterhändler mitbeteiligt gewesen war. Da er mit seiner Allgemeinen Zeitung in Augsburg teilweise auch in Bayern beheimatet war, genoß er nicht nur das Vertrauen des württembergischen Königs, sondern auch König Ludwigs von Bayern. Damit schien er der geeignete Mann, um im Auftrag der bayrischen Regierung in Berlin in den preußischen Regierungskreisen „wegen einer Zoll- und Handelsvereinigung des süddeutschen und preußisch-hessischen Zollvereins zu sondieren.“

Am 18. September 1828 traf er in Berlin ein. Offizieller Anlaß seiner Reise war der Deutsche Naturforschertag, dessen Mittelpunktsfigur, Alexander von Humboldt, seit langem mit Cotta befreundet und Autor seines Verlages war. Alexander und Wilhelm von Humboldt führten den Verleger in die Berliner politische Welt ein. Entscheidend war vor allem die Bekanntschaft mit dem preußischen Finanzminister Friedrich von Motz, der Cottas Vorschlägen gegenüber sehr aufgeschlossen war. Unter dem Vorwand verlegerischer Arbeiten reiste Cotta immer wieder nach Berlin und verhandelte unter größter Geheimhaltung mit Finanzminister von Motz und Kriegsminister von Witzleben, dem vertrauten Ratgeber des preußischen Königs. Das so streng gewahrte Geheimnis der wahren Intentionen seiner Reisen nach Berlin begann allmählich an die Öffentlichkeit zu dringen. Am 20. Februar ging ein Schreiben des österreichischen Hofrats von Münch an Metternich über die entstandenen Gerüchte: „...was kein Wunder ist, wenn Sie erwägen, daß man die Staatsgeschäfte in die Hände literärischer Abenteurer legt.“ Am 27. Mai 1829 erfolgte endlich die Unterzeichnung des Handelsvertrages zwischen Preußen, Bayern, Württemberg und Hessen. Damit ist der entscheidende Schritt in Richtung des Deutschen Zollvereins, der 1833 realisiert wird, getan.

Der Unternehmer

Auch gegenüber den neuesten Entwicklungen des technischen Fortschritts war Cotta sehr aufgeschlossen. Bereits 1824 nahm er die erste dampfgetriebene Schnellpresse in Betrieb. Er gründete die Maschinelle Flachsspinnerei Cotta & Co in Heilbronn, eine Papierfabrik, beschäftigte sich mit modernen Methoden der Schafzucht auf seinen landwirtschaftlichen Gütern und war der Erste, der in Württemberg die Leibeigenschaft aufhob. Es gelang ihm sogar, den württembergischen König für die Idee der Dampfschiffahrt auf dem Bodensee zu begeistern. Am 3. Juli 1824 wurde die erste württembergische Betriebsgesellschaft für die Bodenseedampfschiffahrt gegründet. Nach den ersten Erfolgen engagierte er sich auch für die Gründung einer Dampfschiffahrtsgesellschaft auf dem Rhein und dem Main, so daß ab 1827 auch ein regelmäßiger Schiffsverkehr zwischen Köln und Mainz stattfand. Auch im sozialen Bereich engagierte er sich außerordentlich. Als 1816/1817 Württemberg von einer Hungersnot heimgesucht wurde, reiste er persönlich als königlicher Kommissar in die Hungergebiete, wirkte im von der Königin Katharina begründeten „Wohltätigkeitsverein“ mit und wurde von ihr auch in den Vorstand der 1818 gegründeten ersten Württembergischen Sparkasse berufen.

Bis zu seinem Tode am 29. Dezember 1832 war Cotta unermüdlich tätig, seine Korrespondenz mit Gelehrten, Künstlern und Staatsmännern aus aller Welt war immer umfassender geworden, so daß Heinrich Heines Worte über ihn absolut zutreffen: „Das war ein Mann, der hatte die Hand über die ganze Welt!“

Fazit:

Cottas Beispiel zeigt, wie inspirierend die Ideen Schillers für viele seiner Zeitgenossen waren und wie sehr der Kampf um Freiheit und Menschenrechte nach dem Erfolg der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und dem Scheitern der französischen Revolution auch viele Menschen in Deutschland bewegten. Gerade die Auseinandersetzungen in diesem kleinen Königreich Württemberg zeigen beispielhaft, wie sehr es von der Hartnäckigkeit und dem Mut weniger abhing, erfolgreich gegen die Despotie der Herrschenden und die Willkür der Beamtenbürokratie vorzugehen, die genauso auf ihren Machterhalt bedacht war wie die Feudalaristokratie. Trotz aller Rückschläge kämpften Cotta, List und ihre Freunde zäh und entschlossen für eine freiheitliche Verfassung und für die wirtschaftspolitische Einigung Deutschlands. Auch wenn die persönliche Existenz bedroht war, gaben sie nicht auf. Cotta kämpfte ein Leben lang gegen Metternichs Pressezensur, List mußt sogar mit seiner Familie nach Nordamerika ins Exil gehen. Dort erhält er von seinem Freund Albert Schott Kunde von weiteren Verhaftungen von Freunden in Württemberg. „In unserem faulen Europa wird`s täglich ärger, das Elend des Volkes immer größer, die Verschwendung und der Luxus der Vornehmen steigt mit jedem Tag. Der Obskurantismus, der Despotismus, die konstitutionelle Komödie sind Hand in Hand im Fortschreiten. Recht und Gerechtigkeit... sogar verlacht und verspottet....Zum Spaß melde ich Ihnen noch, daß unser Justizminister zum Behuf der Stockschläge für Inquisits, welche nicht gestehen wollen, einen Normalstock in alle Oberamtsgerichte hat abgehen lassen, damit die Inquisiten die verfassungsmäßige Gleichheit in dem Gesetze genießen und mit einem gleich dicken und gleich langen Stock geschlagen werden...“

Warten wir nicht ab, bis wir durch die Politik Cheneys und seiner Hintermänner überall wieder ähnliche Zustände haben, sondern handeln wir jetzt!


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Zeittafel:

27.04.1764Johann Friedrich Cotta in Stuttgart geboren
4.07.1776Unabhängigkeitserklärung der USA
22.09.1782Friedrich Schiller flieht aus der Karlsschule
1.12.1787Johann Friedrich Cotta übernimmt die J.G. Cottasche Buchhandlung in Tübingen
1789Amerikanische Verfassung
4.07.1789Sturm auf die Bastille
August 1789Friedrich List in Reutlingen geboren
11.01.1791Cotta heiratet Wilhelmine Haas
3.09.1791Französische Verfassung
10.10.1792Friedrich Schiller wird zum Bürger Frankreichs ernannt.
1793Schreckensherrschaft in Frankreich. Seit April 1794 ist Robbespierre totalitärer Diktator
4.5.1794Cotta verabredet mit Schiller die Projekte der Europäischen Staatenzeitung und der Horen. Am 4. und 14. Juni sagt Schiller seine Teilnahme an der politischen Zeitung ab. Er weist auf seine angegriffene Gesundheit und mangelnde Erfahrung als politischer Redakteur hin.
1.1.17981. Nummer der Neuesten Weltkunde
13.8.1798Verbot der Neuesten Weltkunde durch den Reichshofrat
9.9.17981. Nummer der Allgemeinen Zeitung als Fortsetzung der Neuesten Weltkunde
6.11.1799Cotta und seine Frau reisen in geheimer Mission nach Paris.
10.11.1799Napoleon Bonaparte erster Konsul der Französischen Republik
29.4.1803Württemberg wird Kurfürstentum.
12.10.1803Verbot der Allgemeinen Zeitung in Württemberg
20.6.1804Landtagsauflösung und Verhaftung führender Abgeordneter Württembergs
2.12.1804Kaiserkrönung Napoleons
9.5.1805Tod Friedrich Schillers
24.7.1806Anschluß Württembergs an den Rheinbund
14.10.1806Jena und Auerstedt
1810Verlegung der AZ-Redaktion nach Augsburg, Übersiedlung von Tübingen nach Stuttgart.
16.-19.10.1813Völkerschlacht bei Leipzig
15.9.1814Cotta reist zum Wiener Kongreß, setzt sich dort für Pressefreiheit ein.
September 1815Gründung der Heiligen Allianz
1814-1819Kampf um eine freie Verfassung in Württemberg
Juli 1819Friedrich List wird von seiner Heimatstadt Reutlingen in die Ständeversammlung gewählt, hat jedoch noch nicht das erforderliche Mindestalter von 30 Jahren erreicht. Daher wird die Wahl nicht anerkannt.
31.8.1819Karlsbader Beschlüsse
Ende 1820List wird zum 2. Mal in die Kammer gewählt. „Reutlinger Petition“
Ende Januar 1821 wird ein gerichtliches Verfahren gegen List eingeleitet, er wird zu Festungshaft verurteilt, flieht zunächst ins Ausland, kehrt August 1824 nach Stuttgart zurück und wird sofort festgenommen. Durch Cottas Bemühungen wird er Anfang 1825 aus der Haft entlassen und geht mit seiner Familie ins Exil nach Nordamerika. Von dort schreibt er an Joseph von Baader „Mitteilungen aus Nordamerika“, in denen er über die Bedeutung des Eisenbahnsystems für die industrielle Entwicklung Deutschlands schreibt und die dieser in der Augsburger Allgemeinen Zeitung Cottas veröffentlicht.
Juli 1824Cotta wird Großaktionär der Dampfschiffartsgesellschaft Friedrichshafen
8.12.1826Vizepräsident des Württembergischen Landtages
18.9.1828zu inoffiziellen Zollvereinsgesprächen in Berlin
27.5.1829Handelsvertrag zwischen Preußen, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt
Ende 1830List kehrt als amerikanischer Staatsbürger nach Deutschland zurück und beginnt die Idee des Baus von Eisenbahnen voranzutreiben.
29.12.1832Tod Johann Friedrich Cottas
22.3.1833 Deutscher Zollverein


Literatur:

Burschell, Friedrich:Schiller. Rowohlt. Reinbek b. Hamburg 1968
Fehling, Maria Hrsg.:Briefe an Cotta. J.G. Cottasche Buchhdlg.Nachf. Stgt. 1925 Bd. 1,2,3
Gehrig, Hans:Friedrich List und Deutschlands Politisch-Ökonomische Einheit. Leipzig 1956
Henderson, William:Friedrich List. Reutlingen 1989
Kröner, Norbert Hrsg.:Johann Friedrich Cotta. Zur 100. Wiederkehr seines Todestages, 29. Dezember 1932
List, Friedrich:Werke Band 8 . Briefe. Berlin 1933
Lenz, F:Friedrich List. Der Mann und das Werk. München 1936.
Lohrer, Lieselotte:Cotta. Geschichte eines Verlags
Neugebauer-Wölk, Monika:Revolution und Constitution. Die Brüder Cotta. Eine biographische Studie zum Zeitalter der Französischen Revolution und des Vormärz. Berlin 1989
Reutlinger Geschichtsblätter:Jahrgang 1989. Folge Nr. 28
Schäffle, Albert:Cotta. Berlin 1895
Schiller, Friedrich:Gesammelte Werke


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