| März 2003: |
| Pfad: |
Eigentlich müßte doch der Bundesaußenminister ein Buch geschrieben haben "Mein langer Marsch durch die Institutionen", hat er aber nicht! - Die folgende Eulenspiegel-Geschichte über Ole Bohlenbeißer kann in der politischen Konsequenz auch auf Joschka, Jürgen oder Rezzo angewandt werden; sie charakterisiert mehr oder weniger alle grünen "Karrierepolitiker".
Heute muß ich Ihnen einmal die Geschichte von Ole Bohlenbeißer erzählen.
Ole Bohlenbeißer war der geborene Grüne. Schon im zarten Kindesalter von dreieinhalb Jahren beschloß er, sein Leben der Umwelt zu widmen. Er schwor es aus Protest gegen die unnatürlichen Kunstfaserpullover, die er im Kindergarten ständig tragen mußte. (Jahre später erst ging ihm auf, daß es eigentlich gar nicht das Nylon war, was ihm und seinen Sandkastenfreunden so mißfallen hatte, sondern die häßliche rosa Farbe, die alle diese Pullover hatten.) Hätte Ole Bohlenbeißer sein Dasein als Obdachloser fristen müssen, so hätte er mit Sicherheit nicht von dem normalen Müll gelebt, sondern nur aus der Biotonne.
So aber war sein Lebensweg als grüner Politiker schon vorgezeichnet, und Armutsprobleme kannte Ole nicht.
Ole Bohlenbeißer lebte nur von Biokost und verwendete ausschließlich umweltfreundliche Ökoprodukte. Den umweltfreundlichen Porsche fuhr meistens seine Ehefrau, um damit Biogemüse auf dem Markt einzukaufen, so daß Ole sich für seine eigenen Fahrten mit dem umweltfreundlichen Dienstmercedes begnügen mußte. Der Blick auf die Öko-Rolex zeigte ihm meistens, daß es höchste Zeit war, in die nächste Grünensitzung ins Parlament zu eilen. In der Woche genoß er Biofleisch, serviert auf umweltfreundlichem Meißner Öko-Porzellan. An Sonntagen gönnte er sich regelmäßig seine Bio-Havanna und seinen Bio-Lafitte Rothschild. Es wäre also übertrieben zu behaupten, das Leben habe Ole Bohlenbeißer besonders benachteiligt.
Negativ zu erwähnen wäre höchstens, daß der Geruch in Oles Toilette nicht sonderlich angenehm und dieser Ort zudem auch nicht ständig ungezieferfrei war. Dafür aber konnte Ole sich rühmen, das wassersparendste Klosett auf mindestens einhundert Kilometer Entfernung in alle Himmelsrichtungen zu besitzen.
Ole legte auch großen Wert darauf, Flugreisen nur in Ökoflugzeugen mit Biokerosin zu unternehmen. Und das war auch ziemlich wichtig, weil er solche Reisen durchschnittlich einmal in der Woche unternahm. Und man muß Ole zugute halten, daß er sich tatsächlich jahrelang standhaft weigerte, die Bonusmeilen der Fluggesellschaften anzunehmen. Erst als diese auch Öko-Bonusmeilen anboten, war sein Widerstand gebrochen, und so kam er in den Genuß von einigen sehr schönen Wochen umweltfreundlichem sanften Tourismus in der Dritten Welt.
Niemals verlor Ole sein Lebensziel aus dem Auge, überall auf der Erde flächendeckendes Nullwachstum durchzusetzen, und er beobachtete voller Freude, wie Länder wie Argentinien und Erdteile wie Afrika dieses Ziel in vorbildlicher Weise erreichten, ja sogar in Form vom "negativen Wachstum" übererfüllten. Er hatte sich angewöhnt, jedesmal, wenn irgendwo in Deutschland die Entlassung von tausend oder mehr Arbeitskräften auf einmal angekündigt wurde, diese hochwillkommene Senkung von Energieverbrauch, Ressourcenverschleiß und Umweltverschmutzung mit einer Flasche Biochampagner gehörig zu begießen. Irgendwann jedoch mußte er diese Gewohnheit aufgeben, um nicht zum Berufstrinker zu werden, weil diese Ankündigungen sich einfach zu sehr häuften.
Eines Tages aber ereignete sich dann das große Ereignis, das Oles Leben beinahe völlig umgekrempelt hätte.
An einem kühlen, sonnigen Herbsttag unternahm er in seinem umweltfreundlichen Ruderboot eine kleine Fahrt auf dem Flüßchen seiner Heimatstadt. Da drehte plötzlich der Wind, und von einer Minute zur nächsten zog ein gewaltiger Sturm auf. Die Wellen türmten sich höher und höher, und das Boot begann gefährlich zu wanken. In Panik geraten stand Ole auf, um in eine bessere Ruderposition zu gelangen - und schon war es geschehen: Mit einem lauten Aufplatschen stürzte er ins Wasser!
Ole wußte, daß seine dürftigen Schwimmfähigkeiten ihn bald verlassen würden, bevor er das rettende Ufer erreichen konnte. Noch dazu, wo er in der kühlen Herbstluft zwei dicke selbstgestrickte Pullover aus Biowolle von glücklichen Schafen trug, welche sich natürlich sofort vollsaugten und ihn in die Tiefe ziehen wollten.
Ole schrie aus vollem Halse um Hilfe. Er hatte Glück. Ein kleines Motorboot mit einigen jungen Leuten darauf kam vorbei, und sie bemerkten ihn. Sie warfen ihm sofort einen Rettungsring hinunter. Ole, der schon mindestens fünf Liter Wasser geschluckt hatte, rief ihnen von unten die Frage zu: "Ist der Ring auch umweltfreundlich und biologisch abbaubar?" Die jungen Leute verstanden nicht. "Greifen Sie doch zu, Mann! Halten Sie sich an dem Ring fest!", riefen sie aufgeregt. Aber Ole wiederholte immer nur, glucksend und schreiend: "Ist der Ring umweltverträglich?" Endlich kapierte einer der Retter, was das Problem war. Mit einem kräftigen Schwung warf er Ole einen zweiten Rettungsring zu und rief: "Der erste nicht, aber der hier! Das ist ein Öko-Rettungsring!" Da endlich griff Ole beherzt zu und wurde gerettet.
Inzwischen liegt Ole Bohlenbeißers großes Abenteuer schon etliche Monate zurück. Er hatte den Schock schnell überwunden und dankte seinen Lebensrettern überschwenglich.
Natürlich wissen alle in Oles Familien- und Freundeskreis, daß der junge Mann auf dem Boot gelogen hatte. Der zweite Rettungsring war auch nicht biologischer oder umweltfreundlicher als der erste, der aus der gleichen Produktion stammte. Aber bis heute hat es niemand gewagt, Ole die Wahrheit zu sagen. Ihn würde glatt der Schlag treffen, und dann wäre doch die ganze Lebensretterei umsonst gewesen.
Das also war die Geschichte von Ole Bohlenbeißer und seinem großen Abenteuer. Ich gebe zu, sie ist ein bißchen erfunden. Aber manche Leute behaupten ja, Leute wie Ole Bohlenbeißer gebe es wirklich...
Mit umweltfreundlichem Gruß,
Ihr Eulenspiegel
Zurück zur Politik-Hauptseite: