Juni 2002:
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Gegen die Monokultur der Globalisierung

Wahlveranstaltung der BüSo in Fellbach

In Baden-Württemberg hielt die BüSo eine große Wahlkampfveranstaltung mit der Bundesvorsitzenden Helga Zepp-LaRouche und der amerikanischen Bürgerrechtlerin Amelia Boynton Robinson ab.

In der Fellbacher Schwabenlandhalle in der Nähe von Stuttgart hatten sich am 5. Juli 80 Mitglieder und Anhänger der BüSo eingefunden, um einen Bericht der Bundesvorsitzenden zur weltpolitischen Lage und über ihre jüngsten Aktivitäten in Abu Dhabi und Brasilien zu hören und sich zu eigenen Wahlkampfaktivitäten anspornen zu lassen. Renate Leffek, Bundestagskandidatin in Baden-Württemberg, begrüßte die Teilnehmer und das Podium mit Helga Zepp-LaRouche und Amelia Boynton Robinson, der US-Bürgerrechtlerin der ersten Stunde, die mit ihrem persönlichen Einsatz im bundesdeutschen Wahlkampf den Dialog der Kulturen lebendig werden läßt.

Helga Zepp-LaRouche gab eine klare strategische Lagebeurteilung: Während unser "uneingeschränkter Bundeskanzler" auf dem G8-Gipfel in Kanada vom Aufschwung mit 3% Wachstum im nächsten Jahr sprach, intervenierten die Zentralbanken im Hintergrund massiv, um den Dollarkollaps und die Flucht ins Gold aufzuhalten. Lateinamerika blickt entsetzt auf Argentinien: Einst eines der reichsten Länder der Welt, herrscht dort heute Chaos mit Aufständen von Arbeitslosen, Tauschwirtschaft, Regionalwährungen und kalter Enteignung der Sparer durch den Zwangsumtausch ihrer Guthaben in wertlose Staatsanleihen. Man erinnere sich: Vor genau 20 Jahren schlug LaRouche dem mexikanischen Präsidenten Lopez Portillo den Plan "Operation Juarez" zum Entschärfen der Schuldenbombe vor. Portillo handelte mutig, aber die mitbetroffenen Nachbarländer verharrten in ihren Illusionen, so daß kein Schuldnerkartell zustande kam.

In Brasilien tickt die nächste Zeitbombe: Die FAZ spricht vom Feuerbrand, und Manager in Sao Paulo pendeln per Hubschrauber zwischen ihren vergitterten Bürotürmen und ihren vergitterten Villen, um nicht mit der Kriminalität in Berührung zu kommen. Ihre Kollegen in den USA üben sich unterdessen in kreativer Buchführung: Adelphia, Enron, Global Crossing, WorldCom und Xerox sind nur einige der "Achillesfersen" des heutigen Finanzsystems.

Die Globalisierung hat ihre eigene Kultur: Profit als oberster Wert, konsumorientierte Spaß- und Ellbogengesellschaft, Umverteilung von Arm zu Reich (sowohl in als auch zwischen den Ländern) und dank MTV weltweite Simultanbewunderung des Bauchnabels von Britney Spears.

Wollen wir Unterhaltungsindustrien voller Gewalt und geistiger Verflachung und britischen Utilitarismus als "globale Monokultur"? Für den indischen Dichter Tahores war es eine schreckliche Vorstellung, die ganze Welt von einer einzigen Kultur beherrscht zu sehen. Hier kommt vielmehr die Idee der Universalgeschichte zum Tragen, der Dialog der Kulturen, der auf den Vordenkern aller Kulturen aufbaut. Die Menschheit ist nicht geteilt in streng voneinander geschiedene Klassen, Rassen und Kulturen, die im Sinne Samuel Huntingtons zwangsläufig auf den Krieg der Zivilisationen zusteuern. Ein positives Dialogbeispiel war die Blütezeit Bagdads, als die Kalifen das griechische Wissen sammelten und bewahrten und auch in die eigene Kultur aufnahmen. So kam Platons Idee des Philosophenkönigs in die Dichtung Al Farabis.

Frau Zepp-LaRouche schloß ihre Rede mit kurzen Gedichten des persischen Dichters Saadi: Lob der Armut (wider die Gier), Zu spät (über die Reue auf dem Totenbett), Vom Regieren. Dann übergab sie das Wort an Amelia Boynton Robinson, der Weggefährtin Martin Luther Kings im Kampf um die Bürgerrechte.

Grundrechte geraten in Gefahr

Amelia Boynton Robinson schilderte, wie nicht nur in den USA unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung grundlegende Rechte heute wieder in Gefahr geraten. Nach dem 11. September wurden viele Amerikaner und Nichtamerikaner ohne Anklage oder Schuldbeweis festgehalten, und viele - meist arabischer Herkunft - sind heute noch in Haft. Es wurden nie Beweise gegen Bin Laden vorgelegt: "Präsident Bush wurde von Leuten benutzt, die ich Terroristen nenne: Wir werden jetzt Krieg machen gegen die Verantwortlichen - aber er wußte nicht, wer die Verantwortlichen sind. König Herodes ließ alle Kinder umbringen wegen eines einzigen Kindes, und genau das tat Bush in Afghanistan. Das ist ein illegaler Krieg, der auch gegen die Verfassung der USA verstößt. Bush selbst wurde ja verfassungswidrig zum Präsidenten gemacht, ebenso verfassungswidrig wie sein Vater gegen Präsident Noriega vorging, als er diesen in die USA verschleppen ließ."

Nach der Ernennung John Ashcrofts zum Justizminister sieht Frau Boynton Robinson heute den U.S. Voting Rights Act, den die Bürgerrechtsbewegung 1965 erkämpfte, wieder in Gefahr. Seit 1910 wurden immer wieder Stimmen von schwarzen Amerikanern gestohlen, ein Rückschlag nach der Sklavenbefreiung. Bürgerrechte müssen eben immer wieder erkämpft werden, freiwillig bekommt man sie nicht. Im Mai 2000 wurden in Arkansas 250000 LaRouche-Stimmen Al Gore zugeschlagen - viele davon kamen von schwarzen Amerikanern und Minderheiten. Betrogene Wähler klagten, und die Gerichte bis hinauf zum Supreme Court erklärten die Demokratische Partei zum "Privatclub", der nicht dem öffentlichen Recht unterstehe. Daraufhin wurden im selben Jahr in verschiedenen Bundesstaaten die öffentlichen Vorwahlen (Primaries) abgesagt, und der Demokratischen Partei wurden innerparteiliche Caucuswahlen erlaubt, wo in der Regel die Wahlurne für LaRouche fehlte und die Wähler durch persönliche Fragebögen ihr Wahlgeheimnis preisgeben mußten. Al Gore hatte aber nicht viel Freude an den LaRouche-Stimmen, denn am Ende reichte es trotz offenbarer Stimmenmehrheit für ihn nicht, und Bush wurde Präsident.

Die alte Bürgerrechtlerin schloß zuversichtlich mit den Worten Martin Luther Kings: "Der Bogen des moralischen Universums ist sehr lang, aber er neigt sich hin zur Gerechtigkeit."


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