Oktober 2006:

G.W. Bush versucht den "Artensprung abwärts"

Aus einem Kommentar von Lyndon LaRouche

Georges Artensprung abwärts
Die nebenstehende Karikatur stammt aus dem internationalen Nachrichtenmagazin Executive Intelligence Review, US-Ausgabe, N° 44 2006, Titelseite.

Oberflächlich betrachtet, bestand das Problem mit der gegenwärtigen amerikanischen Regierung von Präsident George W. Bush darin, daß die gesamte Amtszeit dieses Präsidenten von Anfang an eine Art versuchter "Artensprung abwärts" war.

Gehen wir für einen Augenblick davon aus, daß die Probleme der Welt heute hauptsächlich eine Folge der Politik der USA sind. Das ist nicht der Fall, aber nehmen wir es einmal an, nur um eine Diskussion über etwas zu entfachen, was keine Annahme ist, sondern eine harte Tatsache - nämlich daß die Vereinigten Staaten drauf und dran sind, zum Teufel zu gehen. Nichts klappt; die Weltwirtschaft, die amerikanische Wirtschaft eingeschlossen, bricht nicht bloß zusammen, sie nähert sich unter der heute vorherrschenden Politik der Endphase eines drohenden Sturzflugs in die Vergessenheit. Alles, was dieser Präsident tut, geht schief, wie alle wissen. Je mehr "Erfolge" er bisher in diesem Jahr für sich beanspruchte - etwa daß er die Senatoren dazu brachte, ihm und Felix Rohatyn die Füße zu küssen - , desto größer ist tatsächlich sein Versagen in jeder Hinsicht.

Vielleicht kam eines Tages eine Fee vorbei, hatte Mitleid mit dem Präsidenten, der so ohne jedes Talent zu seinem Amt gekommen war, und versprach, ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen. George W. fiel prompt darauf herein und wünschte sich: "Ich will für alle Zeiten Herrscher der Welt werden, damit mein Vater endlich einsieht, was für ein Blödmann er war." Es kam dann so, daß dieser Wunsch in mancher Hinsicht in Erfüllung ging: Man muß schon ziemlich blöd sein, um so einen Sohn zu haben!

Ohne Metapher und Märchen ungebührlich zu vermischen: Dieser Präsident hatte sein Rendezvous in Samarra, und das können Sie so wörtlich auslegen, wie sie mögen. Dies ist aber nur ein Grund, warum hier von einem "Artensprung abwärts" die Rede ist.

Der Präsident ist heute vielleicht der größte Narr auf der Welt, aber keineswegs der einzige. Man betrachte die genauso närrischen Regierungen und anderen Leute rund um die Welt, die die USA unter Bush so sehr hassen - und sie haben, zugegeben, Grund dazu - , daß sie in der selbstmörderischen Illusion schwelgen, wenn die USA zusammenbrächen, löse das mehr oder weniger alle größeren Probleme für den Rest der Welt...

Erstens sind die USA keine weit entfernte unabhängige Galaxie, sondern ein integraler, dynamischer Bestandteil des gegenwärtigen Weltsystems von Ökologie, Wirtschaft und interagierenden Regierungen...

Zweitens ist auch die US-Wirtschaft kein separater Teil unserer Welt. Seit dem Zweiten Weltkrieg hängt die ganze Welt mehr oder weniger von der Rolle des US-Dollars ab. Seit die US-Regierung 1971-72 törichterweise das Bretton-Woods-System auflöste, war der Dollar, der scheinbar die Weltwirtschaft beherrscht, kein souveräner US-Dollar mehr, sondern in steigendem Maße nur noch das handelbare Toilettenpapier des Weltwährungsfonds; er wird mit wachsendem Ekel betrachtet, aber trotzdem von einer Hand zur anderen weitergereicht. Seit 1971-72 ist es kein souveräner Dollar aus dem Besitz der USA mehr, sondern ein frei schwankendes Objekt, dessen Deckung, Qualität und Geruch immer zweifelhafter werden - im Besitz und unter der Lenkung eines Konzerts von Nationen, das im IWF der Form nach 1972 organisiert ist. Unter den gegenwärtigen Umständen wird derjenige, der am Ende mit ihm in den Händen dasteht, alles verlieren! Dieser Dollar ist also in Wirklichkeit zunehmend beherrscht von einer Art weltweitem Schleimpilz mit den Eigenschaften des anglo-holländischen liberalen Finanziersystems und zusammengesetzt aus den sog. unabhängigen Zentralbanksystemen der Welt, die wiederum von Konsortien privater Finanzinteressen beherrscht werden.

Das bedeutet, wenn der US-Dollar in seiner gegenwärtigen Form mit freiem Wechselkurs untergeht, stürzt das gesamte Währungs- und Finanzsystem der Welt in eine allgemeine Auflösungsspirale. Unter den gegenwärtigen realwirtschaftlichen Umständen auf der Welt, genannt "Globalisierung", würde ein plötzlicher Zusammenbruch des Dollars - wie ihn nun das Platzen von Alan Greenspans John-Law-artiger Immobilien-Hyperblase auslösen kann - , die Welt zum Absturz in ein neues finsteres Zeitalter verurteilen...

Drittens ist die Welt trotz der Sabotage, die sofort nach dem Tode F.D. Roosevelts einsetzte, dank der Vorteile des unter diesem Präsidenten geschaffenen Währungssystems von Bretton Woods damit gar nicht schlecht gefahren... Nur eine radikale Veränderung des auf den Dollar gestützten Währungssystems in den USA, zurück zu den Grundsätzen, die im ursprünglichen Entwurf des Bretton-Woods-Systems zum Ausdruck kommen, kann uns zu der neuen Währungsordnung führen, die eine realwirtschaftliche Kehrtwende weg von der heranstürmenden Katastrophe ermöglichen würde. Das ist heute die einzige Hoffnung für die Vereinigten Staaten; es ist auch die einzige Hoffnung für Welt, ob einem das gefällt oder nicht...

Kein vernünftiger, sachkundiger Politiker wird heute etwas dagegen einwenden, eine angemessene militärische strategische Verteidigung aufrechtzuerhalten. Die Kerntechnik einfach zu blockieren, ist so, als stelle man den Landbau ein, damit Insekten keine Ernte mehr wegfressen können. Oberflächliche Gemüter begreifen bisher noch nicht die simple Tatsache, daß schon die schiere Kraft und Reichweite moderner Kriegführung erfordert, kompetente moderne militärische Verteidigung nicht als Kriegspolitik zu definieren, sondern als unverzichtbaren funktionellen Bestandteil einer allgemeinen Politik der Kriegsvermeidung. Es ist keine Militärpolitik per se, sondern ein Unteraspekt einer bestimmten - zugegebenermaßen wenig verstandenen - diplomatischen Politik. Ganz einfach ausgedrückt: Was sich verändert hat, sind die modernen technischen und verwandten Umstände, die nicht zulassen, daß Nationen eine aberwitzige Militärpolitik der Art, wie man sie mit der Regierung G.W. Bush verbindet, weiter tolerieren...

Es ist nicht neu, den Einsatz von Waffengewalt durch positive Maßnahmen zu begrenzen. Der entsprechende Präzedenzfall in der Neuzeit ist der Beitrag des Kardinals Mazarin zum Westfälischen Frieden 1648...

- Aus einer Stellungnahme vom 21. Oktober 2006


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